Radtour NRW: Zwischen Bonn und Köln mit dem Rad unterwegs
Oder: Wo beginnt der Niederrhein?
Ich schreibe ja gelegentlich in diesem Reiseblog, meist über die vielen schönen Städte in Deutschland, um sie dir in lockerer Reihenfolge vorzustellen. Das hat mir sogar einen Eintrag als Mitautor eingebracht – Carolin und Martin (Tochter und Schwiegersohn) waren so nett.
Wahrscheinlich spielt bei dieser Freundlichkeit der Gedanke eine (kleine) Rolle, mich zu regelmäßiger Schreibfreude zu motivieren…. Das nennt man heute „Nachhaltigkeit“!
Sei´s drum – heute berichte ich von meiner Lieblingsaktivität: Das Reisen auf zwei Reifen und mit Muskelkraft. Radreisen haben ihren besonderen Reiz, du bist körperlich aktiv und an der frischen Luft, die Reichweite ist größer als beim Wandern und du schonst Klima und Umwelt. Anhalten und Staunen kannst du jederzeit.
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Eine Radtour in NRW zwischen Bonn und Köln
Genug der Vorrede, jetzt fange ich einfach an, bei mir vor der Haustür im Rheinland. Da fließt der Rhein, der Name sagt es. Wir machen eine Tagesetappe bei herrlichem Wetter, am Ende sind es 38,5 vergnügliche Kilometer. In der Natur und mitten durch ein großartiges Industrierevier – letzteres aber nur kurz, abwechslungshalber.
Wir starten an der Rheinfähre Mondorf (rheinfaehre-mondorf.de) ein paar km nördlich von Bonn, zwischen Graurheindorf und Hersel. Mit der Fähre geht’s rüber zur rechten Rheinseite, oder „Schäl Sick“, wie man im Rheinland sagt, die falsche Seite des Rheins. Vermutlich haben das die Römer erfunden, die blieben linksrheinisch (meistens). Oder war es Konrad Adenauer? Als OB von Köln hat er gesagt, auf der anderen Seite begänne „Sibirien“.
Den Routenverlauf unserer Radtour NRW zeige ich dir auf diesem Screenshot:
Die rechte Rheinseite von Mondorf nach Zündorf – Radtour NRW
Unmittelbar am jenseitigen Fähranleger am Mondorfer Rheinufer verläuft der rechtsrheinische Rhein-Radweg (Markierung blaues Band auf rotem Grund). Nun geht es nordwärts in gemütlichem Ausflügler-Tempo bis kurz vor die (rechtsrheinischen!) Tore Kölns (Köln-Porz).
Der Radweg verläuft mit einer kurzen Unterbrechung zwischen Niederkassel und Lülsdorf immer am Flussufer entlang, ist naturgemäß flach und in gutem Zustand. Du kannst wunderbar entspannen und die Flusslandschaft geniessen. Immer wieder tauchen am Ufer auch Sandstrände auf, die zum Baden einladen. Tatsächlich haben wir solche Strandnixen auch gesehen.
Aber Vorsicht: dort wo am Ufer Buhnen angelegt sind ist das Baden verboten. Die Buhnen erzeugen starke Strömungen, sie haben schifffahrtstechnische Bedeutung.
In Zündorf erreichen wir unseren rechtsrheinischen Zielpunkt unserer NRW Radtour, hier führt eine kleine Personenfähre hinüber zum „richtigen“ Rheinufer bei Köln-Weiß.
Zündorf ist ein Dorf am Rande der Großstadt und hat mit seinen Fachwerkhäusern, alten Hofanlagen und seinen Kirchen seinen historischen Charme bewahrt. Besonders sehenswert ist die Kirche St. Michael, deren Ursprünge bis ins 11. Jahrhundert zurückgehen.
Herrlich gelegen am „Zündorfer Groov“, einem alten Rheinarm, findest du das Landhaus Zündorf, ein historisches Gasthaus aus dem Jahre 1640. Der große Biergarten ist jetzt genau richtig für die Mittagspause.
Leider ist heute bei strahlendem Wetter draußen jeder Platz besetzt, es gelten ja noch die Corona-Abstandsregeln.
Die linke Rheinseite von Weiß zur Mondorfer Fähre
Also machen wir uns auf zu dem kleinen Fährboot (.faehre-koelnkrokodil.de) und setzen über nach Köln-Weiß. Hier verläuft ebenfalls der Rhein-Radweg mit gleicher Markierung.
Wir fahren nun südwärts und finden nach knapp 2 km in Köln-Sürth die Sührter Rheinterrasse, wo wir Rast machen. Wir sitzen auf einer großen überdachten Terrasse mit herrlichem Blick über den Rhein. Sehr empfehlenswert!
Gestärkt geht es auf dem Rhein-Radweg weiter, stets den breiten und gemächlich dahin gleitenden Strom im Blick. Häufig spenden hohe Bäume reichlich Schatten und das helle Klingen der zitternden Espen erfreut die Sinne.
Mitten durchs Wesselinger Industriegebiet
Doch nach ein paar Kilometern musst du jetzt ganz stark sein, wir biegen am Wesselinger Hafen landeinwärts ab, umrunden den Hafen und fahren mitten durch das gigantische Wesselinger Industriegebiet. Ein unglaublicher Kontrast und gerade deshalb unbedingt sehens- und erfahrenswert, im doppelten Wortsinne.
Hier gibt es gleich drei riesige Chemiewerke und dazu noch eine Erdölraffinerie, auch im globalen Maßstab ein Hotspot der Petrochemie. Das Gewirr der Leitungen, Rohre, Werksanlagen und Industriebauten ist nahezu unüberschaubar und gerade deshalb so beeindruckend.
Das muss man mal gesehen haben. Eine beeindruckende Abwechslung unserer so naturbetonten Rheintour. Nachmachen!
Wir durchqueren noch die Wesselinger Altstadt, ruhig und beschaulich. Dann bringt uns der Radweg wieder unmittelbar an den großen Fluss. Wir radeln unterhalb des Hochufers, Urfeld lassen wir rechts liegen. Doch schon im nächsten Ort, Bornheim-Widdig, können wir den Verlockungen der zahlreichen Gasthaus-Hinweise nicht widerstehen: Kaffeepause!
Wir schließen unsere Fahrräder unten am Radweg ab und steigen drei Treppenabschnitte hoch und stehen vor den Rheinterrassen. Pflaumenkuchen mit Sahne und ein wundervoller Ausblick belohnen uns.
Nun sind es noch knappe 5 km auf dem Rhein-Radweg, vorbei an Uedorf und Hersel, in der Ferne grüßt wieder das Siebengebirge südlich von Bonn. Wir kehren zu unserem Ausgangspunkt an der Mondorfer Fähre, linksrheinisch, zurück.
Resumee unserer Rhein-Radtour
Ein schöner Ausflug und eine klare Erkenntnis: Der Niederrhein beginnt an der Mondorfer Fähre! Da mögen die Gelehrten streiten, doch wir haben es gesehen und erfahren:
Nördlich von Bonn sieht der Rhein ganz anders aus als im Bonner Süden, hier ist die Landschaft links und rechts vom Fluss einfach nur flach und der Rhein fließt breit und ruhig.
Wir sind ja in der Kölner Bucht und diese ist Teil des Niederrheinischen Tieflandes. Also Frage beantwortet.
Besser noch: Seht selbst, es lohnt sich!
Einkehren und Verweilen
Joachim, Papa von Caro und seit 60 Jahren meistens auf dem Rad kreuz und quer im schönen Deutschland unterwegs.
3 Kommentare
Danke für die vielen tollen Tipps!
Die „schäl Sick“ kommt aus der Zeit, als es noch keine Motorschiffe gab. Damals mussten die Segelschiffe mit Pferden gegen den Strom gezogen werden. Damit sie nicht immer wieder Richtung Wasser gingen bekamen sie eine halboffene Augenklappe auf das linke Auge. Somit konnten sie nicht nach links schauen, nur geradeaus. Über die Jahre wurde dann im Volksmund daraus die „schäl Sick“, da guckte man nicht rüber. Man fühlte sich als etwas Besseres, zumal die Orte rechtsrheinig erst spät zu Köln kamen.
Dankeschön für diese kenntnisreiche Erläuterung. Allzeit Rückenwind!
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