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Normalerweise bin ich (Piet) ein nordisch orientierter Wanderer. Ich mag es einfach nicht, wenn mir zu warm ist, ich aber nichts mehr ausziehen kann. Manchmal muss man natürlich Kompromisse machen … zum Beispiel, wenn man mit Frostbeulen unterwegs ist. Dann kommt es vor, dass man sich auf ein Reiseland wie Kroatien einigt. Und wie kommt man auf die Via Dinarica? Ganz einfach, man hat im Nachbarland Slowenien schon ein Stück dieses Fernwanderwegs erkundet und ihn für ausnehmend schön befunden!
Blick zurück auf Lič
Wo ist der ver****te Weg?
Was wurde unter meinem Slowenien-Artikel vor der Via Dinarica gewarnt – den Weg gibt es nicht, zugewuchert, gefährlich weil Fluchtroute, und und und. Und was soll ich sagen? Ja. Jein. Ja. Ist was dran. Außerdem gibt es Bären. Aber echte Bushcraft-Experten und kanadische Beauftragte für Grizzly-Fragen hält das nicht auf (Zumindest nicht, wenn vor der Recherche die Flüge schon gebucht sind).
(Früh übt sich, wer einmal eine Wegemarkierung werden will.)Manchmal gibt’s keine Markierungen, weil der Wald weg ist
Spaß beiseite, wo ist der Weg?
Das mit den Braunbären haben wir wirklich erst erfahren, nachdem wir die Flugtickets schon hatten. Der Rest ist handlebar, wenn man ein GPS-Gerät mit Kartenfunktion, ein Rodungsfahrzeug und genug Wasser dabei hat. Man darf halt nur keinen gut markierten Weg erwarten – manchmal auch keinen schlecht markierten. Oder halt auch mal … keinen Weg. Wie immer gilt: Schlaumachen, Vorbereiten, Nachmachen auf eigene Gefahr.
Welche Abschnitte ich gelaufen bin
Damit es nachher nicht heißt, „Da und da ist die Via Dinarica aber ein Prädikatswanderweg“ möchte ich kurz skizzieren, welche Abschnitte wir bewandert haben. Da wäre zum einen der White Trail (Hauptroute) zwischen Zlobin und Senj, zum anderen der Blue Trail (Küstenroute) zwischen Lopar und Rab bzw. zwischen Novalja und Pag. Gar nicht mal so repräsentativ! Es gibt noch den Green Trail, der verläuft etwas weiter im Landesinneren, damit hatten wir aber keine Berührungspunkte.
Die Reiseroute
„Plan A“
Was man auf der oberen Karte sieht, ist der Via Dinarica White Trail (rote Linie entlang der Küste) mit ungefähren Übernachtungsorten unserer Tour (rot), Stellen, die mit Höhenangst nicht klar gehen (blau) und Strecken, die wir mit Verkehrsmitteln zurückgelegt oder abgekürzt haben (Trampen, Taxiboot, Fähren und Linienbus).
Tag 0: Flug nach Rijeka, Übernachtung in der Nähe des Flughafens (Omisalj)
Tag 1: Transfer zum Startpunkt (ca. km 238) (hinter Zlobin) & Wandern bis zur ersten Hütte (Bitoraj ca. km 259) = 21 km
Tag 2: Wandern bis zur zweiten Hütte (Tuk Vojni ca. km 275) = 16 km
Tag 3: Wandern bis zur dritten Hütte (Bijele Stijene ca. km 291) = 17 km
Tag 4: Wandern bis zur vierten Hütte (Duliba ca. km 305) = 14 km
Tag 5: Wandern bis zur fünften Hütte (Krivi Put ca. km 321) = 16 km
Tag 6: Runter ans Meer (Senj) und ein Tag Wanderpause
Tag 7-12: Mal gucken
Tag 13: Rückflug von Zadar
Rote Linie auf den Inseln: Der Via Dinarica Blue TrailZum Vergrößern Rechtsklick + „in neuem Tab öffnen“
Die Realität (Plan F)
Tatsächlich hat Plan A exakt bis Tag 1,5 funktioniert. Die erste Hütte (Bitoraj) haben wir nicht erreicht, weil es dunkel wurde und wir zu müde waren, um noch weiter zu gehen. Vielleicht auch, weil 21 km zzgl. Verlaufen etc. für den ersten Tag etwas zu viel sind. Stattdessen haben wir eine große Lichtung mit hohem Gras als Campingplatz genutzt. Hier ist uns zum ersten Mal aufgefallen, dass man ein bisschen Zeit einplanen muss, um zu essen und alles noch vor Einbruch der Dunkelheit „bärenfest“ zu machen.
Nicht mehr weit bis Tuk VojniIm Wald irgendwo vor Bijele Stijene
Reisezeit Anfang Juni
Für den White Trail gut, für den Blue Trail zu heiß.
Bei der Wahl des Reisezeitraums tanzt du auf zwei Hochzeiten. Anfang Juni ist für den White Trail gut, weil es im Mai (hoffentlich) ein paar Wochen geregnet hat und die Zisternen der Schutzhütten frisch mit Wasser gefüllt sind. Das ist wichtig, weil du sonst so gut wie nirgends welches findest. Sobald du aber mit Zelt statt Hütten planst und ruhigere Nächte ohne potenzielle Bärenbesuche verbringen willst, musst du auf die Inseln – und da sieht man im Juni wenig, wegen Schweiß in den Augen.
Der Blue Trail auf der Insel Rab
Was zu beachten ist
Hier können wir nicht anhalten – das ist Braunbärenland.
Ich rede hier die ganze Zeit von Bären, als warteten die an jeder Ecke. Glaub aber bloß nicht, wir hätten auch nur einen einzigen gesehen, und sei es auch nur von Weitem. Trotzdem: Kroatien hat die größte Braunbärenpopulation Europas, und der White Trail führt durchaus mal durch Bärengebiet. Leider sieht man es dem Wald nicht an. Naja, aber was soll‘s, Bear Grylls und Ed Stafford haben ja auch mit Bären gecampt, nicht wahr? Man muss halt Verhaltensregeln beachten – und darauf vertrauen, dass Bären scheue Tiere sind, die keinen Hunger haben.
Die Katzen in Mrkopalj sind etwas misstrauisch.
Die Via Dinarica – nicht überall schwindelfrei
Der Via Dinarica White Trail ist so angelegt, dass er über die höchsten Gipfel der Dinarischen Alpen führt – er ist also recht Höhenmeter-intensiv. Man macht spürbar weniger Strecke als etwa auf einem West Highland Way, und es gibt Wegvarianten, die mit einem großen / schweren Rucksack (oder auch mit Höhenangst) praktisch unmöglich zu überwinden sind. Wenn man eine GPS-App wie Outdooractive benutzt, erkennt man Klettersteige und ähnlich „langsame“ Wege daran, dass die Linien auf der Karte dichter gestrichelt sind … muss man aber auch erst mal wissen.
Die schönsten Wege auf den Inseln – gerne mal am Abgrund entlangHütte und Wasser auf dem Weg nach Bijele StijeneKraxeln rauf zur Hütte Bijele Stijene … nicht mit HöhenangstHeißer, schwarzer Kaffee in der MacheHinter Tuk Vojni
Wildcampen in Kroatien
Apropos Campen: In den National- und Naturparks ist das Campen verboten. Tatsächlich ist es ohnehin sehr viel angenehmer, in Schutzhütten zu schlafen – allein, weil man nachts nicht die ganze Zeit von Bären träumt. Campen lässt sich aber manchmal nicht vermeiden, sei es weil man sich verlaufen hat oder die Strecke falsch einschätzt. Wenn man sich an die üblichen Leave-no-Trace Regeln hält, sollte man aber in der Regel keine Probleme bekommen (eventuell auch deshalb, weil man dort keine Menschenseele trifft).
Kurz vor dem Umfallen: ein wunderschöner Zeltplatz oben auf einem Berg (Bijele Stijene)
Hütten
Die Hütten entlang der Via Dinarica sind nicht unbedingt der Hit, sage ich jetzt mal. Das ist vermutlich eine sträfliche Verallgemeinerung, da wir nur fünf Hütten überhaupt gesehen haben. Bis auf Tuk Vojni waren das eher Bruchbuden (z.B. Duliba), Krivi Put sogar eine unzugängliche, mit Brettern vernagelte Ruine. Bewirtschaftet schon gar nicht (Schon wieder bis auf Tuk Vojni). Immerhin Zisternen gab es überall. Wer noch Erfahrung mit anderen Hütten auf der Strecke hat, gerne mal in die Kommentare tippen!
Vergessen, wie die Hütte hieß, aber sie war eh zu
Berühmte letzte Irrtümer: Wasser finden wir schon.
Eine andere Sache, über die man sich im Klaren sein muss: Wasser. Die Info, die ich vom kroatischen Alpenverein hatte, lautete sinngemäß „um die Jahreszeit [Mai/Juni] ist noch genug Wasser vom Frühling übrig und die Quellen sind gut gefüllt“. Das stimmt auch – wenn man es schafft, von Hütte zu Hütte zu wandern.
Zisterne der Hütte mit Wegweiser zur nächsten HütteMit einem modernen Schöpfmechanismus
Wasser ohne Hütten: Eine Rarität
Die Sache sieht aber anders aus, wenn man ein kleineres Tagespensum hat, es nicht zu den Schutzhütten schafft oder von der Route abweicht. Gerade wenn man sich den Luxus gönnt, nachmittags eine Kaffee zu kochen und seine Mahlzeiten mit Wasser zuzubereiten. So grün der Wald auch ist, Bäche, Seen oder Wasserfälle sind eine Rarität. Die poröse Karstlandschaft schluckt einfach sofort jeden Tropfen, der vom Himmel fällt. Darum: Trinkblase mitnehmen, Flaschen mitnehmen, Filtersystem einpacken.
Die Duliba Hütte (links) samt Zisterne (rechts)Die Duliba Hütte von innenDas Duliba PlumpskloDas Duliba Türschloss
Trinkequipment: Trinkblase
Eine Trinkblase ist auf jeden Fall sinnvoll, wenn man dazu neigt, zu wenig zu trinken. Da ist es praktisch, wenn man nicht jedes Mal die Flasche aus dem Rucksack fummeln muss. Aber: Kauft euch was Ordentliches. Billo-Chinakram riecht nach Chemie, schmeckt nach Chemie und ist bestimmt auch so gesund wie Chemie. Außerdem ist die Verarbeitung mitunter nicht ganz dicht. Nach Jahren des Wanderns habe ich übrigens festgestellt, das auch mein Rucksack eine planmäßige Öffnung für einen Schlauch besitzt. Also falls ihr dachtet, eurer Rucksack hat sowas nicht: Schaut noch mal genau nach.
Wild: Kräutergarten am WegesrandWer weiß, was es ist? Gern kommentieren!
Trinkequipment – Wasserfilter
Filtersystem: Ich habe [unbezahlte Werbung] den Sawyer SP129 Squeeze Filter. Das Ding ist super und schön leicht. Es gibt aber mittlerweile noch ein kleineres Modell, das sogar noch günstiger ist. Man befüllt den mitgelieferten Plastik-Beutel mit Wasser (möglichst nicht zu schmutzig) und presst es durch den Filter. Tricky wird‘s, wenn man das Wasser z.B. aus einer flachen Pfütze holen will – das fließt nämlich nicht freiwillig in den Beutel. Am besten, man hat etwas zum Schöpfen dabei, einen Schwamm, eine Spritze oder sonst eine schlaue Idee. Vorschläge gern unten kommentieren!
Nach Tagen im Wald: Der erste Blick auf das Adriatische Meer
Einkaufen an der Via Dinarica
Planen schadet nicht. Das war auch die Empfehlung des kroatischen Alpenvereins, die ich optimistisch ignoriert habe: Übernachtungen vorplanen. Einkäufe vorplanen. Eine Gaskartusche kann man zum Beispiel auf einem Campingplatz nahe des Flughafens von Rijeka kaufen. Kleine Tante-Emma-Läden nahe der Strecke gibt es in Mrkopalj und Jasenak, größere Supermärkte in Senj und natürlich in den Städten auf den Inseln, wo es auch deutlich touristischer ist.
Blick auf Senj – die rote Zora lässt grüßen
Vorräte
Gefriergetrocknete Mahlzeiten
Ansonsten ist Einkaufen an der Via Dinarica (White Trail) so eine Sache. Der Weg meidet im allgemeinen Ortschaften. Direkt führt er nur durch winzige Dörfer, die in den seltensten Fällen so etwas wie einen Lebensmittelladen haben. Das bedeutet, man muss Vorräte mit sich rumtragen. Eine Kombination aus haltbar, essbar und bezahlbar sind die gefriergetrockneten Mahlzeiten von Travellunch [schon wieder unbezahlte Werbung]. Die 250g-Mahlzeiten werden mit kochendem Wasser zubereitet und reichen für 1,5 bis 2 Personen.
Blick von Senj auf die nächste Insel
Sonstige Verpflegung
Zu zweit für eine Woche trägt man damit aber einige Kilos extra mit sich herum, und dann kommt noch das Wasser dazu, das man für die Zubereitung braucht (und der Gaskocher natürlich). Auf kalte Kost umzusteigen spart einem eigentlich nur den Kocher und die Kartusche. Ansonsten in der Langzeit-Packliste: Instant-Kaffee, Landjäger-Würstchen, Käse, ein paar Müsliriegel, Schokolade und Quaker Oatmeals. Ich hatte noch die grandiose Idee, Foodpakete zu schnüren und per Post entlang der Strecke zu deponieren, zum Beispiel bei Übernachtungsmöglichkeiten. Dazu muss man allerdings seine Strecke recht genau planen – darum haben wir es dann doch nicht so gemacht.
Tipps generell
Generell gilt für die Via Dinarica in Kroatien: Am Besten nicht alleine wandern. GPS-Gerät mitnehmen oder eine entsprechende App auf dem Smartphone installieren. Leistungsfähige Powerbank mitnehmen. Die Via Dinarica ist zwar theoretisch markiert, aber häufig sind die roten Kreise mit dem weißen Punkt schwer zu sehen, überwachsen oder schlicht nicht vorhanden. Man muss also öfters einen Blick auf die Live-Karte werfen, um den Weg wiederzufinden.
Der Weg ist steinig (auf einer der Inseln)Manchmal ist der Weg auch farnigAber meistens steinig
Tipps zum Tagespensum
Ein interessantes Phänomen beim Wandern nenne ich „die magischen 2 Stunden extra am Ende des Tages“. Wer kennt’s? So funktioniert’s: man denkt „gleich sind wir da“, „ist nicht mehr weit“, „da vorne müsste es sein“ oder ähnlich naive Gedanken, und dann kommt die Realität mit der Bratpfanne und gibt einem eine ordentliche Schelle. Zum Beispiel sind Hütten nicht zugänglich (Krivi Put), ein Stück Wald wurde gerodet und der Weg samt Wegmarkierungen gleich mit (vor Duliba), oder die letzten 500 Meter Luftlinie bis zur Hütte sind eine zerklüftete Felsenlandschaft, für die man eigentlich eine Kletterausrüstung, leichtes Gepäck und Tageslicht bräuchte (Bijele Stijene). Deshalb: am besten nur mit 6-Stunden-Etappen planen – wenn es dann 8 werden tut es nicht ganz so weh.
Wer Höhenangst hat: Da oben nicht rechts abbiegen, schlechte Idee
Tipps zur politischen Situation
Es empfiehlt sich, sich ausweisen zu können. Gleich zu Beginn trafen wir auf der Via Dinarica auf bewaffnete Polizisten, die wissen wollten, woher wir kommen, wohin wir wollen, und ob wir auf dem Weg Leute gesehen hätten. Stichwort Balkanroute. Gesehen hatten wir niemanden, und da wir aussahen, als wären wir zum Spaß da (und noch dazu Richtung Süden wollten) entließ man uns mit der Warnung, dass wir auf der Route Flüchtlingen begegnen könnten und dass wir vorsichtig sein sollen. Wovor man da Angst haben soll, haben sie nicht gesagt.
Sonnenuntergang, gesehen auf einer dornigen Schafweide auf Pag oder Rab
Regeln für den Umgang mit Bären
1. Lass von dir hören
Apropos Angst: Bären sind scheu und lassen sich in der Theorie ungern blicken. Um die Tiere über seine Anwesenheit zu informieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich rechtzeitig vom Acker zu machen, sollte man NICHT leise vor sich hin wandern. Stattdessen ist es ratsam, sich akustisch bemerkbar zu machen, sei es durch eine Bärenglocke am Rucksack (nervt kolossal) oder regelmäßiges Rufen wie „Odlazi, medvjedi!“ (Haut ab, Bären) oder „Waymarks, where are you“. Rufen scheint mir die bessere Methode zu sein, gerade weil in einem Wald mit Wind in den Baumkronen ein Glöckchen schon mal etwas untergeht. Vorteil, man lernt nebenbei Kroatisch.
Bis zu diesen Schildern war es nur eine Ahnung, dass wir uns im Bärengebiet befinden … ab hier war es dann sicher
2. Die richtige Nachtlager-Architektur
Bei Bärengefahr gilt: Grundsätzlich sollten Zelt, Koch/Essplatz, Rucksäcke und „Toilette“ mindestens 50 Meter voneinander entfernt in verschiedenen Richtungen liegen. Rucksäcke, die Nahrung enthalten oder die nach Nahrung riechen: Mit einem Seil an einen Baum hängen. Mindestens 3 Meter hoch, mindestens 2 Meter vom Stamm. Das kann mitunter tricky sein, weil man dazu eine lange, stabile Kordel braucht, die nicht zu schwer ist. Je glatter, desto besser gleitet sie über einen Ast (inbesondere mit Gewicht dran) – aber desto schwerer greifbar ist sie auch. Hier muss man sich was einfallen lassen. Zeit einplanen! Im Dunkeln ist das alles schwierig.
Suchübung: Wo ist der Weg?Neonblumen, wer weiß den Namen?
3. Bear Spray
Eine kleine Kartusche Bärenspray (Pfeffergel-Spray) am Körper zu tragen, ist hauptsächlich gut fürs Gefühl. Eigentlich darf man das Zeug nicht im Fluggepäck aufgeben (im Handgepäck schon gar nicht), aber vor Ort kaufen ist schwierig, es sei denn man kommt in einer größeren Stadt in einem Outdoorladen vorbei. Unsere Rucksäcke wurden am Flughafen nicht aussortiert … ich lasse das mal so stehen.
3. Notfallmaßnahmen
Kein Survival-Advice, nur angelesenes Wissen: Solltet ihr wider Erwarten einem Bären begegnen (Insbesondere Bärenmütter mit Jungen, auch in der Entfernung): Langsam rückwärts gehen, zur Not den Rucksack zurücklassen (PS: Bear Spray nicht im Rucksack tragen). Nicht umdrehen und weglaufen, das triggert den Jagdinstinkt. Bei unvermeidbarem Angriff klein machen, tot stellen, Nacken und Bauchbereich schützen und leise zum Universum beten. Nicht auf Bäume klettern … Bären rennen Bäume rauf wie andere Leute Treppen.
Flach und warm: das Wasser zwischen den Inseln
4. Weiterwandern auf den Inseln
Auf den Inseln gibt es Touristen und Schafe, da kann es keine Bären geben, so war unsere Logik. Tatsächlich haben wir dort auch keine gesehen, und deutlich ruhiger geschlafen. Nicht, dass wir im Inland Bären gesehen hätten! Aber die Psychologie schläft mit, wie der Fachmann sagt.
Ein nicht näher genannter Campingplatz auf Pag: kaum Touristen … dafür abenteuerlich
Eine kleine Geschichte vom Camping auf den Inseln
Camping in Kroatien ist eigentlich teuer, touristisch und ziemlich deutsch. Es begab sich aber, dass wir nach einem viel zu heißen Wandertag nass geschwitzt und übellaunig endlich am angepeilten Zeltplatz ankamen. Alles daran war abenteuerlich; die sanitären Anlagen, die gespenstische Abwesenheit von Touristen, der Empfang durch zwei „Brüder“, die unsere Personalausweise zum Haus des „Chefs“ transportieren. Wir machten also Wanderer-Sachen, duschen, essen, denken „ach, die Ausweise holen wir morgen früh ab, bevor wir weiter wandern“. Wie sich rausstellt, ist am nächsten Morgen aber keiner da. Also watt nu?
Wir suchen den Platz ab, schleichen um das Haus des „Chefs“, beobachten Katzen dabei, die dasselbe tun. In unserer Phantasie werden unsere Identitäten schon gestohlen und Schleuserbanden damit versorgt. Vielleicht werden wir auch in einen Kochtopf geworfen und verspeist, oder anderweitig permanent von einer Zeugenaussage abgehalten. Irgendwann vormittags tauchen die „Brüder“ auf. Aber sie haben ungelogen Angst, den „Chef“ zu wecken und nach unseren Ausweisen zu fragen. Der schläft nämlich immer mindestens bis 2 Uhr. Geklingelt wird nicht, angerufen wird nicht, reingegangen wird schon gar nicht. Kann man halt nichts machen. Relativ machtlos sitzen wir rum und fotografieren Ameisen. Irgendwann, es ist vielleicht 1 Uhr, erscheint dann tatsächlich diese sagenumwobene Gestalt, auf die alle warten.
Da hinten am Ende der Bucht ist Pag City
Ein Typ mit Kutte und der Aura eines Indianerhäuptlings. Seine Jünger versammeln sich um einen Tisch. Zigaretten werden gedreht. Erst mal in Ruhe ein paar wichtige Rituale, und die Aura wirken lassen. Dann werden endddddlich die Ausweise geholt. Wir müssen noch bezahlen. Er will weniger Geld haben, als wir dachten … komisch. Egal. Und mit der Warnung, nicht den Weg an der Küste zu nehmen, weil dort „Gypsies“ wohnen, werden wir entlassen. Wir hören schon nicht mehr hin. Nehmen unsere Ausweise, tupfen uns den Angstschweiß von der Stirn und suchen das Weite. Wenn wir lebend nach Hause kommen, haben wir eine schöne Geschichte zu erzählen. Der Nervenkitzel hat sich gelohnt!
Altstadt von Zadar (viel Römisches, sehr hübsch)
Erholen in Zadar
Von Rab (City) aus nehmen wir den Bus nach Zadar. Zadar macht sich gut als Abschluss dieser improvisierten Patchwork-Wanderreise. Wir haben ein Airbnb in der Altstadt. Hier findet sich viel Römisches, eine berühmte und bizarr klingende Meeres-Orgel und ein Sonnenuntergang, den Alfred Hitchcock einmal den „schönsten Sonnenuntergang der Welt“ nannte. Tatsächlich zieht der eine Menge Touristen an – so viele, dass man Mühe hat, den Sonnenuntergang zu sehen. Lohnt aber! Und ein Flughafen-Shuttle zum Flughafen Zadar gibt’s auch.
Tschüss, Uni von Zadar!
Fazit
Der nördliche Teil der kroatischen Via Dinarica Anfang Juni ist was für Abenteuerlustige. Wenig läuft nach Plan, Wasser ist nur an Hütten zu finden, Hütten sind schrammelig oder geschlossen, es gibt (theoretisch) Bären, Wegmarkierungen sind streckenweise nicht vorhanden … aaaaaber: wen das nicht abschreckt, der findet hier wunderschöne Natur und einsame Wege mit wenig Menschen! GPS, Zelt und Essen einpacken, Wasserfilter mitnehmen, über Vorkehrungen gegen Bären informieren und los geht’s. Und Fotos machen nicht vergessen 🙂
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