Martin Merten
Fulltime-Reiseblogger, Autor, Content Creator // Kreativer // Ideenfinder // Impulsgeber // Perfektionist // Genießer // Ironiker
Um das zu widerlegen machten wir uns mit unserem Campervan am 24.10.13 von Rotorua aus auf den Weg nach Mordor. Genauer gesagt zum Tongariro Nationalpark. Das Wetter war zum Spazieren, beziehungsweise zum Wandern jedoch alles andere als sonnig und die Vorhersage ebenso. Wir machten am Lake Taupo einen nächtlichen Zwischenstopp am Motutere Bay Holiday Park und lernten dabei Marion und Robert kennen, ein älteres Paar aus Auckland. Die beiden haben uns netterweise bei der weiteren Routenplanung für die Südinsel geholfen. Außerdem haben sie uns ihr kleines Ferienhaus in der Nähe von Christchurch als Feriendomizil angeboten. Leider haben wir es später nicht bis dorthin geschafft.
Wir machten uns am 25.10.13 auf den Weg zum Whakapapa Holiday Park, direkt am Mount Ruapehu. Den ganzen Weg lang hatte es geschüttet, es war kalt, windig und wegen des Nebels war die Sicht gleich Null. Eigentlich wollten wir den „Northern Circuit“ oder den „Round the Mountain Track“ 3-5 Tage wandern. Das Wetter machte uns aber einen Strich durch die Rechnung. Denn es sollte bis auf einen Tag sogar noch schlechter werden. In den Bergen, bei starken Sturmböen, Graupel, Schnee, Regen und Nebel zu wandern hätte wohl keinen Spaß gemacht und wäre auch viel zu gefährlich gewesen. Wir hörten vorher schon von anderen, die tagelang am Campsite auf gutes Wetter warteten oder gar ihre Wanderung abbrechen mussten, weil das Wetter im Nationalpark so unberechenbar sein kann. An einem Tag Sonne, am nächsten Gewitter oder Eisregen mit heftigsten Stürmen. Erst nach unserer Wanderung, am 28.10.13, erfuhren wir was für Auswirkungen so ein Wetterwechsel haben kann. Ein Pärchen ist durch einen plötzlichen Wetterumschwung am Mount Taranaki gestorben (zum Artikel). Man sollte sowas also wirklich nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Da der nächste Tag (26.10.13) die einzige Lücke mit blauem Himmel und Sonnenschein sein sollte, entschieden wir uns, das Tongariro Alpine Crossing am nächsten Tag zu machen. Das Crossing ist eine der beliebtesten Tageswanderungen in Neuseeland. Das man sich beim Crossing in eine aktive Vulkanzone begibt, sollte man ebenfalls auf dem Schirm haben.
Nun hockten wir also den ganzen Tag im Campervan, weil es einfach nicht aufhören wollte zu regnen, aßen beim Chateau zu mittag und kaum zu glauben, aber nachmittags fing es plötzlich an sich aufzulockern. Das hätten wir niemals für möglich gehalten. Die Wettervorhersage stimmte also. Die Laune stieg, trotzdem waren wir uns noch unsicher, ob das Wetter halten würde.
Sofort nutzten wir das Zeitfenster, um bis zur Bergspitze des Mount Ruapehu zu fahren und mittels des Herr der Ringe Location Guidebooks nach den entsprechenden Stellen (z. B. Emyn Muil, Meads Wall, Isildur cuts the ring from Sauron) von Mordor zu suchen. Die Filmlocations sind verteilt auf mehrere Stellen im ganzen Nationalpark. Die Karten und die Beschreibungen in dem Buch sind allerdings der letzte Mist. Einfach nutzlos und nicht weiter zu empfehlen. Mittels anderer Blogs oder der Seite vom Department of Conservation (DOC) haben wir trotzdem viele Locations gefunden.
Da die Abenddämmerung einsetzte, war es die perfekte Lichtstimmung. An den Locations angekommen, konnte man sich wunderbar vorstellen, wie hier die Schlacht um Mittelerde stattfand und Sauron seinen Ringfinger abgeschlagen bekam. Es wehte ein eiskalter und starker Wind und die Location ist auch nicht ganz ungefährlich. Denn hinter den berühmten Felsformationen befindet sich eine steile Klippe. Rasch wurde es dunkel und das feuerrote Licht der untergehenden Sonne verstärkte das Gefühl in Mordor zu sein. Einfach großartig!
Nun hieß es aber wieder zum Campsite zu fahren, denn morgen würde uns das Shuttletaxi um 7 Uhr abholen und zum Ausgangspunkt der Wanderung fahren. Abends sollte uns das Taxi dann auch wieder abholen und zur Campsite bringen.
Man benötigt ein Shuttletaxi, da die Wanderung kein Rundweg ist und man irgendwie zum Ausgangspunkt und zurück kommen muss. Die Shuttletaxis machen deswegen ein sehr gutes Geschäft. Wir haben 35,- NZD/Person für ROAM direkt an unserem Campsite bezahlt und unser Auto einfach am Campsite stehen gelassen.
Auf gehts zum South Crater
Blick ins Tal vom South Crater
Mount Taranaki
Wir hatten wahnsinnig Glück mit dem Wetter. Morgens war kein Wölkchen mehr am Himmel. Nur strahlender Sonnenschein. Nachmittags sollte es sich jedoch wieder zuziehen.
So wurden wir also mit vielen anderen Wanderern vom Shuttle am Startpunkt (Mangatepopo Carpark – 1100 m) raus gelassen. Der Fahrer gab uns grünes Licht, dass man auch auf den Mount Ngauruhoe (2287 m), bekannter als Mount Doom oder Schicksalsberg, klettern könne. Allerdings gab es da ein klitzekleines Zeitproblem. Denn die Shuttle holen einen nur um 15, um 16 und um 17 Uhr wieder ab. Für das Crossing werden vom DOC 6-8 Stunden veranschlagt und der Fahrer sagte, für den Vulkan bräuchte man nochmal 2 Stunden extra. Start unserer Wanderung war um 7:30 Uhr. Wir müssten also das Zeitfenster genau abpassen. Wir wollten erstmal schauen ob die Zeitangaben stimmten. Also ließen wir uns die Option auf den Vulkan zu klettern offen.
Der Weg war wie fast überall in Neuseeland nicht zu übersehen und anfangs auch etwas überlaufen, da alle gleichzeitig starteten. Man läuft erst Richtung Soda Springs (1350 m) und macht einen steilen Treppenaufstieg zum South Crater (1650 m). Bei den steilen Treppen lockerte sich das Feld relativ schnell auf.
Die Treppen waren geschafft. Wir hatten während unserer faulen Zeit auf Fiji aber irgendwie doch die Kondition aus Peru eingebüßt. Oben entschieden wir uns aber trotzdem, den Vulkan zu besteigen. Wir lagen super in der Zeit und das Wetter war einfach perfekt dafür, kaum Wind, strahlender Sonnenschein, also rauf auf den Vulkan (Mount Ngauruhoe – 2287 m)!
Allerdings dachten wir der Weg sei auch ein ganz normaler Wanderweg. Das ist er allerdings nur gute 20 Minuten. Danach klettert man auf allen Vieren, muss sich an losem Geröll versuchen festzuhalten und aufpassen, dass man nicht einen gefährlichen Steinschlag auslöst oder abbekommt. Der Vulkan wollte natürlich nicht nur von uns bestiegen werden, umso mehr musste man aufpassen wo man hin tritt. Kurios, dass die Leute ernsthaft mit Chucks und kurzer Hose auf den Vulkan klettern wollten. Dann aber doch aufgaben. Es war eiskalt, das Gestein war teilweise gefroren und selbst mit Wanderschuhen war es schwierig in dem Geröll Fuß zu fassen. Zeitweise überlegten wir die Kletterpartie abzubrechen, weil uns die ganze Sache doch zu gefährlich erschien. Immer wieder traten Leute unbeabsichtigt Steinschläge los, die in einem Wahnsinns Tempo knapp an Aufsteigenden vorbei rasten.
Aber wir hatten es fast geschafft und auch wenn unsere Beine uns später dafür hassen würden, wir wollten hoch hinaus. Wir fühlten uns ganz wie Frodo und Sam. Nur mit Schuhen an, statt haariger Füße und Sandwiches statt Lembas Brot.
Nach 2 Stunden kamen wir oben an. Und der Ausblick war atemberaubend. Wir konnten sogar den ca. 230 km entfernten Mount Taranaki sehen, so klar war die Sicht. Nach unserem Mittagssnack hieß es aber schnell wieder runter, um in der Zeit zu bleiben. Schließlich sagte der Busfahrer die gesamte Wanderung auf den Vulkan und zurück sollte nur 2 Stunden dauern. Wir benötigten aber schon nach oben 2 Stunden. Der Weg nach unten dauerte dann zum Glück nur 1 Stunde.
Letzter Blick aus dem Shuttletaxi
Nach dem Abstecher auf den Vulkan ging es nun wieder steil weiter zum Red Crater (1886 m). Vorbei an eindrucksvollen Vulkangesteinen und -formationen gelangt man zu den Emerald Lakes (1730 m) mit den tollsten Grün- und Blautönen. Egal wo man hinschaut, man hat das Gefühl in Mordor zu sein und für Peter Jackson war es wohl leicht sich diese Landschaft als Filmkulisse raus zu picken.
Danach ging es noch einmal aufwärts zum Blue Lake (1750 m) und wir warfen einen letzten Blick zurück auf die Landschaft von Mordor. Nun ging es über einen schön angelegten Weg durch alpine Graslandschaft. Der Weg schlängelte sich, vorbei an der Ketetahi Hut (1456 m) mit WC (wichtig nach 6 Stunden!!!), hinunter ins Tal und führte schließlich in den Regenwald. Im Wald merkten wir dann langsam die Anstrengungen an Füssen und Beinen. Irgendwie erinnerte uns das an unseren Marathon in Frankfurt. Den ganzen Tag zu wandern und auch noch einen Berg zu besteigen ist halt schon anstrengend.
Kurz vor 16 Uhr kamen wir am Ketetahi Carpark (800 m) raus. Wir brauchten insgesamt 5 1/2 Stunden für das Crossing und 3 Stunden für den Vulkan. Das Shuttletaxi wartete bereits und brachte uns an der eindrucksvollen Landschaft, die wir gewandert waren, vorbei wieder zum Campsite. Unterwegs merkte ich dann noch, dass ich meinen Lieblings-Pullover am Parkplatz vergessen hatte. Zum Glück fand ihn der Taxifahrer bei seiner letzten Fahrt. Er warf ihn mir entgegen mit dem Satz „You’re a Lucky Guy!“.
Wir freuten uns jetzt auf eine lange warme Dusche und was deftiges zu essen. Vor allem aber die Füße hochzulegen. Abends zog es sich dann wieder komplett zu und es war genauso ein Sauwetter wie bei unserer Ankunft. Mensch hatten wir ein Glück!
Man benötigt nur ein wenig Glück mit dem Wetter. Die Wanderung ist zwar ein wenig überlaufen, aber für eine Tageswanderung kann man bei dem Tongariro Crossing wirklich viele unterschiedliche und absolut atemberaubende Landschaften erleben. Vulkangestein, Mineralseen, Wüste, Eis, Schnee, Graslandschaft, Regenwald – einfach alles. Es war ein absolutes Highlight unserer Neuseelandreise. Und man benötigt wirklich nicht viel Vorstellungskraft, um sich in die Welt von Herr der Ringe versetzt zu fühlen.
Mordor – Isildur cuts off Sauron’s finger and the Ring:
Einfach in Whakapapa der einzigen Straße bis hinauf zum Ende folgen (Richtung Whakapapa Skifeld). Dort sieht man an der linken Seite einen Skilift. Dort das Auto parken und geradeaus Richtung Lift laufen. Vom geparkten Auto einfach nur geradeaus Richtung großer Felsbrocken laufen und dem Schotterweg folgen, den Skilift dabei zur Linken liegen lassen. Die große Felsformation geradeaus ist es schon. Dort wurde Sauron der Finger abgeschnitten und diverse andere Szenen gedreht. Wenn man an den Felsen vorsichtig weiter rechts hoch vorbei geht, kann man ins Tal blicken und sieht wo sich die Schlacht um Mittelerde abspielte.
Genaue Koordinaten gibt’s hier: DOC
Mordor – Mount Doom:
Wenn man das Tongariro Crossing macht kommt nach den vielen Treppenstufen der Mount Ngauruhoe. Dies ist im Film der Mount Doom. Also, auf nach Mordor!
Genaue Koordinaten gibt’s hier: DOC
TIP:
Spart Euch das Location Guidebook zu kaufen. Es ist sein Geld nicht wert. Die Beschreibungen und sogenannten Karten sind einfach viel zu ungenau. Man muss regelrecht raten wo etwas liegen könnte. Schaut lieber hier vorbei: DOC. Beim DOC gibt es ausserdem noch Tips für tolle Wanderungen die sowieso an den Locations vorbei gehen oder dorthin führen.
➜ Neuseeland: Tongariro Alpine Crossing – auf Wolkenhöhe durch Mittelerde
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20 Kommentare
Das war ja eine Riesentour, mir zittern schon beim lesen die Beine!! Mit dem Wetter hattet ihr ja grosses Glück
am besten hat mir das Foto vom Mt. Taranaki gefallen – fast so majestätisch wie das Matterhorn!
Hach… wie gerne wäre ich auch dort oben angekommen. Ihr hattet echt tolles Wetter!!! NEID!! Irgendwann muss ich zurück an diesen Flecken Erde!
Können wir dann ja mal zusammen! 🙂
[…] gefährlichsten Schaukel der Welt geschaukelt. Wir sind in den Fußstapfen von Frodo und Sam duch Mordor gewandert, haben einen Puma in freier Wildbahn entdeckt und haben zusammen mit Krokodilen surfen […]
[…] Bilder von Mount Cook, den Mavora Lakes, dem Fjordland oder dem Tongariro National Park. Jede seiner Aufnahmen erzeugt einen […]
[…] und haben auf der gefährlichsten Schaukel der Welt geschaukelt. Wir sind in den Fußstapfen von Frodo und Sam durch Mordor gewandert, haben einen Puma in freier Wildbahn entdeckt und haben zusammen mit Krokodilen surfen […]
[…] zu fast allen Filmlocations gefahren und haben meist Wanderungen damit verknüpft. Sei es die Wanderung durch Mordor zum Mount Doom (Tongariro Crossing) oder die Wanderung durch die Straße zum Dimholt (The Pinnacles). Es hat sich […]
[…] Eindruck von meinen Strapazen machen kannst, sondern auch die Landschaft siehst, schau mal hier und hier […]
[…] ➜ DOC Department of Conservation – Alles zum Kepler Track ➜ Alle Erfahrungsberichte zu Neuseeland ➜ Abel Tasman Coast Track – Unser erster Great Walk in Neuseeland ➜ Heaphy Track: Auf in die Sandfly Hölle ➜ Tongariro Alpine Crossing – Durch Mordor zum Mount Doom […]
[…] – 40 Tage: Wellington → New Plymouth → Mt. Taranaki → Forgotten World Highway → Tongariro Nationalpark → Lake Taupo → Lake Waikaremoana Holiday Park (Fahrt über Wairoa) → Bay of Plenty […]
[…] stehen am Fuße des South Crater und blicken beeindruckt hinauf. Hier beginnt der Weg auf den Mount Ngauruhoe, den „Schicksalsberg“, wir wandern direkt zum Red Crater weiter. Vor dem Aufstieg legen wir […]
[…] meinen eigenen Füßen dem „Schicksalsberg“ einen Besuch […]
[…] sind eure persönlichen Highlights? Unsere absoluten Highlights waren das Tongariro Crossing (Tageswanderung), die Besteigung des Mount Roy in Wanaka bei bestem Wetter und der 4-tägige Kepler […]
[…] Diese Wanderung wirst du wirklich nie vergessen! Unseren kompletten Bericht kannst du hier nachlesen. […]
[…] Nordinsel bietet außerdem jede Menge landschaftliche Highlights wie das Tongariro Alpine Crossing. Es handelt sich dabei um eine der schönsten Tagestouren der Welt. Du wirst mit einem […]
[…] Den ausführlichen Bericht zum Tongariro Alpine Crossing kannst du hier lesen […]
[…] Tongariro Nationalpark aus lassen sich viele weitere Vulkangipfel bestaunen und in Queenstown fährst du mit der steilsten […]
[…] zu fast allen Filmlocations gefahren und haben meist Wanderungen damit verknüpft. Sei es die Wanderung durch Mordor zum Mount Doom (Tongariro Crossing) oder die Wanderung durch die Straße zum Dimholt (The Pinnacles). Es hat sich […]
[…] Highlights waren definitiv das Tongariro Crossing auf der Nordinsel, der Ausblick von Mount Roy in Wanaka (s. Foto) und der Kepler Trek – eine drei […]
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