Weltentdecker des Monats

Niklas & Joscha: Mit dem Segelboot in den hohen Norden

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Und wieder dürfen wir einen ganz besonderen Interview-Gast bei uns begrüßen: Diesmal ist es Niklas, der uns von seiner Reise mit einem Segelboot in den hohen Norden berichtet. Was ein Abenteuer!

Als Fotograf hat er das Erlebte in einem wunderschönen Bildband verarbeitet – den Link dazu findest du am Ende des Interviews.

Niklas ist uns auf jeden Fall direkt sehr sympathisch, denn seine erste Mahlzeit nach so einer Reise ist wie bei uns natürlich: PIZZA! Wir wünschen dir viel Freude beim Lesen:

Erzähle uns kurz etwas über dich

Ich bin Niklas, 33 und Fotograf aus Hamburg. Seit ich denken kann, haben mich meine Eltern mit auf ihre Reisen durch Europa und über den Atlantik genommen. Das hat wahrscheinlich zu meinem Motto und meiner Leidenschaft geführt, zu keinem Abenteuer nein zu sagen und jeden Moment mit meiner Kamera festzuhalten.

Als mich mein Kumpel Joscha 2017 gefragt hat, ob ich mit ihm auf einem Segelboot in den hohen Norden reisen möchten, war meine Antwort natürlich: Ja!

Website: niklasheinecke.com
Instagram: @niklasheinecke

Wo hast du den schönsten Sonnenuntergang erlebt?

Ein Klischee, aber ich muss es so beantworten: Auf dem Meer ist jeder Sonnenuntergang so unglaublich schön. Trotz Sturm, trotz Seekrankheit. Wenn die Sonne untergeht, während man am Steuer steht, fühlt es sich jedes Mal magisch an! 

Was war dein unvergesslichster Moment auf Reisen und was hat ihn so besonders gemacht?

Mit dem Segelboot um die Welt – Weltentdecker des Monats

Ich erinnere mich noch genau an unseren ersten Morgen in Grönland. Nach einer fast fünftägigen Überfahrt hatten wir spät am Abend die Südostküste erreicht. Standesgemäß im Sturm und bei Eiswarnung.

Nachdem wir nachts an einem unbekannten Ort den Anker ausgebracht haben, sind wir sofort und total erschöpft in unseren Kojen eingeschlafen. Ausgeschlafen und mit einem frisch gebrühten Kaffee bin ich das erste Mal bei Tageslicht aufs Deck getreten und konnte meinen Augen nicht trauen:

Umgeben von 1000 Meter hohen Fjorden und mehreren Eisbergen waren wir mitten im Nirgendwo. Vom Sturm war nichts mehr zu sehen, stattdessen blauer Himmel und Sonnenschein. Das war für mich der Inbegriff eines Abenteuers, fünf Tage schlaflos und von Wellen verprügelt und dann im Naturparadies erwachen!

Was war dein lustigstes Erlebnis mit einem Tier?

Meine erste Begegnung mit einem Hai war definitiv die lustigste Begegnung mit einem Tier. Seit meiner Kindheit habe ich ein mulmiges Gefühl, wenn ich an Haie denke, so manipuliert wurde ich durch Filme und Geschichten.

Vor diesem Segelabenteuer war meine größte Sorge, beim Schnorcheln oder Tauchen so ein Tier zu treffen. Als wir dann vor der Insel Saba, in den kleinen Antillen der Karibik, unsere Flossen anzogen und endlich in das tiefe blaue Wasser sprangen, war es dann soweit.

Aber statt eines gefährlichen Räubers sah ich ein elegantes und vor allem sehr schüchternes Tier vor mir. Obwohl es größer war als ich, versteckte es sich hinter einem Fels.

Wie ignorant wir Menschen doch sind, dass wir solch schöne Tiere als blutrünstige Killer brandmarken.

Was ist dein absoluter Geheimtipp? Was ist dort so besonders?

Definitiv Saba. Es ist eine kleine grüne Oase, die umgeben ist von einigen der besten Tauchspots der Welt, aber quasi ohne Touristen.

Fun Fact: Weil die Insel früher eine Kolonie war und noch immer zum Überseegebiet gehört, findet man hier den höchsten Punkt der Niederlande.

An welchem Ort hast du die gastfreundlichsten Menschen kennen gelernt? Was war so besonders?

In meinen vielen Reisejahren habe ich noch nie so viele gastfreundliche Menschen getroffen wie auf diesem Segelabenteuer. Unser Boot war wahrscheinlich ein unglaublich guter Türöffner, egal ob arm oder reich, wir waren überall willkommen.

Aber die Krönung war auf jeden Fall die kanadische Insel Neufundland. Ich konnte kaum einen Meter zu Fuß gehen, ohne dass mich jemand mit dem Auto mitnehmen wollte. Dabei wollte ich mir einfach nur in Ruhe die Beine vertreten.

Manchmal standen ganze Gruppen an den Häfen, um uns bei unserer Ankunft zu begrüßen. Einmal hat uns sogar ein Local die Schlüssel für sein Ferienhaus gegeben. Wir kannten ihn keine zehn Minuten und verbrachten drei Tage dort.

Unglaublich nett, oder?

Wo fühlst du dich Zuhause und warum?

Trotz all der wundervollen und schönen Momente unterwegs, habe ich mich doch immer auf Hamburg gefreut. Je älter ich werde, umso mehr realisiere ich, dass ich meine Freundin, Familie und Freunde nicht mehr missen möchte. Ich kann mir nur schwer vorstellen, wegzuziehen, auszuwandern und komplett neu zu starten. 

Worauf freust du dich, wenn du von einer Reise zurück kehrst?

Wenn man auf einem Segelboot ein Meer überquert, gibt es nur wenige Möglichkeiten, zur Ruhe zu kommen. Eigentlich ist man die ganze Überfahrt im Alarmmodus.

Gerade im nördlichsten Atlantik, wo es viele tausend Meter tief ist und nur wenige Boote unterwegs sind, kann man selten pausieren. Man kann nicht einfach mitten im Meer den Anker ausbringen und stehen bleiben. Wenn es los geht, bist du unterwegs.

Man arbeitet im Schichtdienst. Nach 24 Stunden ist man in einer Art Wachkoma. Was mich während so einer Überfahrt am meisten motiviert, ist die erste Mahlzeit an Land: Pizza.

Was war dein emotionalster Moment auf Reisen? Warum?

Oft passiert auf einer Reise so viel, das ich selten Zeit habe, es im selben Moment zu verarbeiten. Deswegen nehme ich mir auf jeder Reise oder jedem Reiseabschnitt einen Moment der Ruhe.

In Grönland bin ich zum Beispiel mit unserem Beiboot auf eine kleine Insel gefahren und habe mich auf einen Fels gesetzt. Nicht weit entfernt schwamm ein sechs Stockwerke hoher Eisberg vorbei, vor mir im Wasser jagten ein paar Robben nach Fischen.

Da wurde mir klar, wie verrückt dieser Augenblick überhaupt war, wo genau ich mich eigentlich befand und dass ich nur mit der Kraft des Windes hierhin gekommen bin.

Würdest du lieber nochmal an den schönsten Ort reisen, an dem du jemals warst oder einen neuen Ort entdecken?

Das eine schließt das andere meiner Meinung nicht aus. Man kann jeden Ort mit neuen Augen sehen, wenn man ihn schon länger nicht mehr besucht hat. In den schwedischen und finnischen Schären wartet hinter jeder Insel, jeder Bucht ein neues Naturwunder. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken.

Wie bewahrst du Erinnerungen an deine Reise?

Der Segeltrip durch die Nordmeere war das größte Abenteuer meines Lebens. Als Fotograf habe ich natürliche Abertausende Bilder mit zurück nach Deutschland gebracht – viel zu viele, um sie alle immer und immer wieder anzuschauen.

Deshalb habe ich mir eine thematische Klammer gesetzt, die besten Motive aus der Reise herausgepickt und daraus einen Bildband gemacht: COLD WATERS. Bei der Produktion haben mich ein paar Freunde unterstützt. Sie haben die Route illustriert, die unser Boot genommen hat.

Sie haben die Texte poliert und übersetzt, mit denen ich meine Erinnerungen festgehalten habe. Sie haben alles zusammen in ein schönes, modernes Layout gegossen. Ein krasses Projekt. Aber das Ergebnis kann sich echt sehen lassen.

Und die Zusammenarbeit hat so gut geklappt, dass wir jetzt sogar unsere eigene Agentur gegründet haben. WILDYARD. Das Ziel: spannende Geschichten über nachhaltige Unternehmen, Organisationen und Projekte erzählen.

Damit die einzigartige Natur, die ich während meines Segelabenteuers erleben durfte, noch möglichst lange erhalten bleibt.

Hat dir das Interview gefallen? Wir freuen uns auf deinen netten Kommentar!

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