
Weltentdeckerin Januar: Als Meeresbiologin um die Welt
Leser/innen stellen sich vor: Svenja, Weltentdeckerin im Januar
Als Meeresbiologin entdeckt Svenja die abgelegensten Orte der Erde. Im Moment lebt sie in Tasmanien. In unserem Interview erzählt sie uns, warum sie ohne das Reisen einfach unglücklich wäre.
Über das Projekt „Weltentdecker/in des Monats“
Wir haben mit dir und unseren vielen anderen Lesern ja mittlerweile eine echt tolle und riesige Community. Du kennst uns ja mittlerweile schon ziemlich gut. Aber wir kennen dich ja gar nicht!
Und da wir finden, dass wir das ganz dringend ändern müssen, haben wir die Kategorie „Weltentdecker/in des Monats“ eingeführt. In einem Interview stellen wir dir heute unsere Weltentdeckerin des Monats Januar vor.
Erzähle uns kurz etwas über dich
Ich bin 25 Jahre alt und Meeresbiologin. Vor etwas über einem Jahr bin ich für meine Doktorandenzeit nach Tasmanien in Australien gezogen. Dabei habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht!
Schon als Kind habe ich Strandspaziergänge geliebt und heute erforsche ich Kleinstlebewesen in den gemäßigten und polaren Ozeanen, das sogenannte Zooplankton.
Das Gute an meinem Job ist, dass man Arbeit und Reisen verbinden kann, z.B. habe ich schon einen Universitätskurs in Grönland besucht, war am Baikalsee in Russland und habe über ein Jahr auf Spitzbergen in der Arktis gelebt.
In meiner Freizeit gehe ich wandern und campen, ich interessiere mich für Naturphotographie, verbringe aber auch manche regnerischen Nachmittage strickend und häkelnd, während ein Hörbuch läuft.
1. Warum ist Reisen für dich wichtig?
Das Problem an Fernweh ist ja, dass es stärker wird, je mehr man von der Welt sieht! Früher gingen Familienurlaube vor allem nach Deutschland und Skandinavien, aber seitdem ich als Meeresbiologin arbeite, steht mir die Welt offen.
Ich bin unglaublich neugierig auf andere Kulturen, anderes Essen und natürlich andere Landschaften. Reisen ist ein Mittel für mich meine Perspektive zu überdenken, neue Menschen zu treffen und andere Geschichten zu hören. Ohne das Reisen wäre ich einfach unglücklich.
2. Welches Land oder welcher Ort hat dir bisher am besten gefallen?
Die Arktis, sowohl Spitzbergen als auch Grönland waren sehr einprägsam, weil wenn man an einem Ort lebt, hat man doch einen anderen Blickwinkel als wenn man „nur“ als Tourist herkommt.
Die Kombination aus Gletschern, Fjorden und Schnee (Winter)/Tundra (Sommer) auf Spitzbergen ist einfach phänomenal. Die Luft riecht klar und ein wenig nach Salzwasser und ist gerade im Winter klirrend kalt.
Walrosse, Eisbären und Belugawale rund um und in den Fjorden zu sehen, ist etwas ganz Besonderes, während man sich über die Rentiere im Vorgarten nicht mehr wundert. Schneemobil und Hundeschlitten fahren macht super viel Spaß und die Eishöhlen in den Gletschern sind atemberaubend.
Anders als viele Touristen, die im Sommer auf den Kreuzfahrtschiffen kommen und in ein paar Tage so viele Aktivitäten wie möglich packen, hat man als Einheimischer mehr Zeit die Arktis in ihrer ganzen Pracht zu erleben.
Besonders genossen habe ich die Polarnacht, die auf Spitzbergen 4 Monate dauert. Danach ist man allerdings auch glücklich, wieder die Sonne zu sehen!
3. Erzähle uns von deinem einprägsamsten Erlebnis auf Reisen.
Was mich immer wieder beeindruckt, ist die Art wie mit Reisenden umgegangen wird. Ich habe bisher vor allem positive Erfahrungen gemacht.
Zum Beispiel fuhr ich 2015 mit der Transsibirischen Eisenbahn von Irkutsk nach Moskau. Drei Tage Zugfahren sind schon ein Abenteuer, vor allem weil man nur wenige Worte Russisch spricht und die anderen Reisenden kein Englisch. Aber irgendwie klappt doch die Verständigung mit Händen und Füßen.
Ich hatte mir ein paar Tage vor der Fahrt eine heftige Erkältung zugezogen und hustete noch immer schlimm. Ich teilte mir eine Kabine mit drei anderen Russen und lag mehr oder weniger die ganze Nacht wach, weil ich husten musste und keine Luft bekam.
Mir war das Ganze sehr unangenehm, weil ich sicher meine Mitreisenden ebenfalls wach hielt. Entgegen aller Erwartungen waren alle am nächsten Morgen sehr nett zu mir und ich wurde geradezu überschüttet mit Tee, Bonbons und Arzneien aller Art, die gegen Husten helfen sollten. Außerdem kaufte mir ein Mann Bananen vom Bahnsteig.
Es sind diese kleinen Dinge, an die ich noch Jahre später gerne denke.
4. Was vermisst du am ehesten, wenn du unterwegs bist?
Ich vermisse kaum etwas, wenn ich auf Reisen bin, allerdings kann ich unleidig werden, wenn ich krank bin. Irgendwo krank zu liegen, möglichst noch auf dem Boden im Zelt oder auf unbequemen Feldbetten, mit unzureichender medizinischer Versorgung, finde ich dann doch nicht so toll.
Glücklicherweise bin ich bisher glücklich davon gekommen, außer dieser Erkältung in Russland und ein wenig Durchfall in Kirgistan. Nach über einem Jahr in Australien vermisse ich allerdings wirklich etwas: Schwarzbrot (typisch Deutsch!). Damit kann ich allerdings gut leben.
Was ich überhaupt nicht vermisse in anderen Ländern, sind übrigens „klassische“ Touristen. Gerade diese Sitte, zwar ans andere Ende der Welt zu fliegen, aber sich dann in einer Reisegruppe aus dem eigenen Land zu verschanzen, damit man so wenig Fremdes wie möglich an sich heranlassen muss, finde ich super nervig.
Auch zu einer touristischen Sehenswürdigkeit zu fahren, ein Foto zu machen und dann wieder ins Auto zu steigen, um zur nächsten zu fahren, entspricht einfach nicht meinem Reisestil.
5. Verändern dich deine Reisen? Wenn ja, wie?
Jede Reise verändert mich. Man kommt in ein anderes Land und trifft Menschen mit anderer Mentalität und überall nimmt man Dinge für das weitere Leben mit. Ich rede nicht von Souvenirs, sondern von Geschichten, Wissen und Erfahrungen.
In Portugal interessiert mich die Kunst der blauen Azulejo-Fliesen, in Russland faszinieren mich die Menschen, die manchmal anfangs grob und unhöflich erscheinen, sobald man sie aber näher kennt, einen fest ins Herz schließen.
Von den Kap Verden nehme ich lebensbejahende Fröhlichkeit und aus Kirgistan die überragende Gastfreundschaft mit, aus Grönland wird mir immer der Geruch von rohem Robbenfleisch in Erinnerung bleiben.
Und Australien und Neuseeland sind für mich endlose und gleichzeitig zu kurze Tage im Busch und unglaubliche Nächte unter der Milchstraße.
Wenn man dann von der Reise zurück nach Hause kommt, ist man erst verwirrt, weil sich anscheinend nichts verändert hat, dabei haben sich nur deine Einstellungen zu vielen Dingen verändert.
6. Stadt oder Natur? Wenn du magst, erzähle uns warum.
Beides, obwohl ich eher Richtung Natur tendiere. Mich faszinieren alte Bauwerke, fremdes Essen und das quirlige Stadtleben. Außerdem ist die Stadt ist ein guter Ort Menschen kennen zu lernen!
Allerdings nerven mich Touristenmassen und Dreck wirklich nach einiger Zeit, also muss ich nach ein paar Tagen wieder raus und irgendwo ins Grüne.
In Australien bietet sich natürlich auch ein Roadtrip an, einfach fahren und die Zelte aufschlagen, wo man möchte (vorzugsweise aber nicht auf Privatgrundstücken und ohne Müll zu hinterlassen).
Möglichst wenig vor gebucht und sich einfach treiben lassen, das ist Freiheit für mich!
7. Was muss auf all deinen Reisen immer dabei sein?
Mein Telefon, um erreichbar zu sein und mich zu orientieren und meine Kamera, um besondere Momente einzufangen.
8. Was ist dein größter Reisetraum?
Einmal von Alaska nach Feuerland durch Nord- und Südamerika fahren und mir dabei ordentlich Zeit lassen. Gerne mit zusammen mit Freunden, aber ansonsten auch alleine.
Man bleibt sowieso nicht lang alleine und aus Reisegefährten werden schnell Freunde. Also, liebe Weltentdecker, runter vom Sofa, auf zu kleinen und großen Abenteuern!
Möchtest du uns sonst noch etwas erzählen? Immer her damit 🙂
Ich finde eure Berichte von anderen Ländern immer ganz toll! Macht weiter so!
Jetzt bist du an der Reihe – werde Weltentdecker/in und erzähl‘ uns deine Geschichte!
Wie? Das geht ganz einfach: Schick uns einfach eine E-Maill an mail@wetraveltheworld.de. Schreib‘ uns in der Mail bitte deinen vollständigen Namen, dein Alter, Interessen und in einem Satz was dein außergewöhnlichstes Reiseerlebnis war. Ganz egal ob auf Balkonien oder im Amazonas. Vielleicht bist du dann beim nächsten Mal schon mit dabei! Hier findest du alle Weltentdeckerinterviews.
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Fotos: Svenja Halfter
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