
„Fernweh ist für mich ein Schmerz im Herzen“ – sagt Marlene, Weltentdeckerin Januar
Heute teilt Marlene aus der Schweiz ihre Leidenschaft für das Reisen und insbesondere für Usbekistan mit dir. Und wir wollen am liebsten auch direkt wieder in dieses wundervolle, zentralasiatische Land!
Erzähle uns kurz etwas über dich

Mein Name ist Marlene, ich bin 29 Jahre alt und komme aus der Schweiz. Ich habe Tourismus studiert, aber zur Zeit arbeite ich als Kellnerin, dank Corona … Ich reise sehr gerne (wer hätte das gedacht ;)), weitere Hobbies sind lesen, kochen, Sprachen lernen und Dokus gucken.
Ich habe mich immer für andere Länder und Kulturen interessiert und mit der Zeit ist der Wunsch entstanden so viele wie möglich selber zu erleben. Mit meiner Familie ging es immer ans Meer nach Italien, ich habe es geliebt, aber ich wollte mehr sehen. Ich bin aber nicht der Länder-Check Typ, sondern lasse mir lieber etwas Zeit.
Mit meinem Reiseblog, welcher sich auf Usbekistan spezialisiert, habe ich nach meinem ersten Besuch im zentralasiatischen Land begonnen. Weil ich gemerkt habe wie unbekannt das Land und die ganze Region Zentralasien ist und viele Vorurteile vorherrschen, aufgrund der Endung auf „-Stan“ (was auf Persisch einfach „Land“ bedeutet) sowie der Hauptreligion Islam.
Marlenes Reiseblog sariq-qiz.com
Auf welche Art reist du am liebsten und warum?
Am liebsten langsam. Sehr gerne bin ich mit dem Zug unterwegs, da man die Landschaft beobachten kann und auch den Wandel der Gesichter, Sprachen und Kulturen erlebt.
Zudem ist es ökologisch. Ich habe bereits zwei Interrail-Reisen nach Osteuropa gemacht und würde sofort wieder eine machen … Auto, Shared-Taxi und Bus sind auch ok.
Mit dem Auto ist es zwar nicht so ökologisch, aber man ist dafür umso flexibler. Shared-Taxi und Bus mag ich, da man mit lokalen Menschen in Kontakt kommt.
Wie fühlt sich Fernweh für dich an?
Fernweh ist für mich ein Schmerz im Herzen/in der Brust. Es ist ein starkes Verlangen nach einem Ort, oft auch nach den Menschen, die an diesem Ort sind.
Es hat auch etwas mit Nostalgie zu tun. Ich sehne mich nach Dingen, die ich dort gesehen, gegessen oder erlebt habe. Andererseits habe ich auch Fernweh nach Orten, die ich noch nicht bereist habe, aber mich stark interessieren.
Was ist dein absoluter Geheimtipp? Was ist dort so besonders?

Ganz klar Usbekistan. Für viele ist dieses Land unbekannt und nicht auf der Bucket List. (Bei euren Followern hoffentlich schon, nach den tollen Blogbeiträgen, Caro & Martin) Meine Lieblingsstadt in Usbekistan ist Samarkand. Ich habe dort mehrere Monate verbracht und es ist eine zweite Heimat geworden.
Ausserdem ist der Registanplatz mein absoluter Lieblingsort in Usbekistan. Ich bin dort so oft spazieren gegangen, habe die Leute beobachtet und die Baukunst bewundert.
Allgemein fasziniert mich die Architektur Usbekistans, vor allem die timuridische und generell die mittelalterliche Architektur. Die wunderschönen Fliesen, die die Gebäude zieren, aber auch die mit Wandmalereien dekorierten Innenräumen, ziehen den Betrachter in ihren Bann.
An welchem Ort hast du die gastfreundlichsten Menschen kennen gelernt? Was war so besonders?

Auch hier wieder Usbekistan. Ich wurde in Usbekistan so oft zum Essen eingeladen, habe so viele Sachen umsonst bekommen oder etwas geschenkt. Einmal wollte z. B. ein Taxifahrer kein Geld, weil er sich so sehr über meine damals noch sehr bescheidenen Usbekisch-Kenntnisse gefreut hat.
Oder auf dem Basar wurde mir auch oft etwas geschenkt, ein extra Gewürz, ein paar Früchte usw. Auch bei Souvenirhändlern bekam ich immer wieder einmal ein kleines Geschenk. Einen Schal, einen Magnet eine kleine Tasche …
Oder auch von unbekannten Menschen. Zum Beispiel war ich in einem Sammel-Taxi von Taschkent nach Samarkand unterwegs und es war sehr kalt. Wir machten eine kurze Pause, da der Fahrer sein Auto tanken musste und dann brachte mit ein Mitfahrer einen Kaffe.
Usbeken sind sehr darauf bedacht ihre Gäste zufrieden zu stellen und in Usbekistan ist man als Tourist/Reisender ein Gast!
Ich habe aber auch schon in anderen Ländern eine unglaubliche Gastfreundschaft erlebt. Zum Beispiel war ich auf der Hochzeit einer guten Freundin in Bosnien und die Eltern ihres Schwagers wollten mich unbedingt zum Essen einladen, obwohl sie selber nicht viel haben.
Oder ich war 4 Wochen in einem Flüchtlingscamp in Serbien und die Gastfreundschaft, die ich von den Syrern, Afghanen und Irakern erleben durfte, war unglaublich. Die Leute hatten nicht einmal eigene Zimmer, die Räume wären nur mit Tücher in „Zimmer“ unterteilt und trotzdem wurden wir Voluntäre*innen regelmässig zum Essen eingeladen.
Was bedeutet Reisen für dich?
Reisen heisst für mich Lernen und Verstehen. Lernen, dass es andere Lebensweise als die meine gibt. Lernen, dass nicht alles was für mich normal ist, auch gut ist/sein muss.
Ich gehe auf Reisen, gerne in ethnografische und historische Museen, denn dort lerne ich viel über die Geschichte eines Landes/Ortes und dies hilft mir, die Menschen, ihre Denkweise und Kultur zu verstehen.
Worauf freust du dich, wenn du von einer Reise zurück kehrst?
Auf meine Familie und Freunde. Und darauf ihnen von meine Eindrücken und Erlebnissen zu erzählen. Zudem liebe ich meine Heimatstadt Thun. Es gibt einen See, eine schöne Altstadt mit Schloss und Bergpanorama.
Welche Spezialität sollte man probiert haben? Was macht es so besonders?

Allgemein sollte man lokales Essen probieren. Vor Ort schmeckt das Essen immer am besten. In Usbekistan sollte man unbedingt Plov (Reisgericht mit Fleisch, Karotten und Reis) probieren.
Plov ist für Usbeken von grosser Bedeutung. Es gibt unterschiedliche Zubereitungsarten je nach Ort/Region oder für besondere Anlässe (z.B. Hochzeit) werden spezielle Plovs zubereitet. Plov ist für die Region so wichtig, dass es sogar als immaterielles Kulturerbe von der UNESCO anerkannt wurde.
Mein liebstes Plov ist das aus Samarkand, da bei diesem noch Kichererbsen und Rosinen beigefügt werden. Ich habe das Gericht auch schon oft zu Hause gekocht, aber es hat nie so geschmeckt wie in Samarkand.
Was würdest du gern an der Welt ändern?
Ich möchte, dass sich die Menschen mehr füreinander interessieren und sich zu hören. Wenn man weiss, was ein Mensch erlebt hat, kann man oft besser verstehen, warum diese Person so ist, wie sie ist.
Was ist das beste Postkartenmotiv?

Der Registan-Platz in Samarkand. Die 3 Medresen (Koranschulen) bieten unzählige, tolle Postkartenmotive.
Wie bewahrst du Erinnerungen an deine Reise?
Ich kaufe mir kleine Souvenirs, am liebsten etwas handgefertigtes oder mit traditionellen Mustern.
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