
Weltentdeckerin Juli: Von der Nordsee um die Welt
Angela lebt auf der wunderschönen Insel Sylt, von wo aus sie immer wieder ausfliegt, um die Welt zu entdecken. In unserem Interview erzählt sie uns von ihren schönsten Reisen und Erlebnissen – insbesondere in Afrika. Viel Spaß beim Lesen!
ERZÄHLE UNS KURZ ETWAS ÜBER DICH
Ich heiße Angela, bin 53 Jahre alt und wohne seit über 13 Jahren auf Sylt.
Reisen ist die große Faszination meines Lebens, doch hatte ich es bisher nie als Möglichkeit gesehen einen Beruf daraus zu machen. Durch Corona haben sich mir Möglichkeiten erschlossen, dies zu ändern.

Nach dem ersten Lockdown im Mai 2020 habe ich eine Wander-Challenge durchgeführt, 2500 km in 6 Monaten. Grundsätzlich vielleicht nicht die größte Herausforderung, wurde diese Aufgabe auf einer 30 km langen Insel dann doch interessant. 2500 km, das sind rund 500 Stunden die ich meistens allein unterwegs war, eine lange Zeit zum Nachdenken.
Während des zweiten Lockdowns fing ich an mich mit einem eigenen Reiseblog zu beschäftigen. Aktuell sind es drei Seiten, die sich im Aufbau befinden. Eine über internationale Reisen, eine über die Nordsee und eine über Wohnmobile. Ich bin da noch ganz am Anfang, probiere viel aus und sehr gespannt wohin diese Reise geht. https://vagabundo-del-mundo.de
https://nordsee.land
https://www.campervan-freiheit.com (aktuell noch nicht öffentlich)
Wo hast du den schönsten Sonnenuntergang erlebt?
Ich hoffe, dass mir hier so viel „Eigensinn“ erlaubt ist, das Thema auf meinen schönsten Sonnenaufgang zu schwenken. Ich habe so wahnsinnig viele, wunderschöne Sonnenuntergänge auf meinen Reisen und auch hier zu Hause auf Sylt gesehen, dass es mir schwer viel den einen, besonderen zu bezeichnen.

Beim Sonnenaufgang viel mir die Entscheidung jedoch nicht schwer. Das war eindeutig am Mt. Meru in Tansania, wenige Tage vor meiner Besteigung des Kilimanjaro. Ich hatte mich lange auf die Zeit in Afrika und die Besteigung des Kilimanjaro vorbereitet.
Da wir auf einer Nordseeinsel auf Meereshöhe wahrlich keine idealen Bedingungen für eine Bergbesteigung auf fast 6000 Metern haben, sollte die Besteigung des Mt. Meru vorab als Akklimatisierung für den großen Tag dienen.
Am Gipfel angekommen konnte man durch das Gipfelschild hindurch, am Horizont den Kilimanjaro, und hinter ihm die Sonne aufgehen sehen.

Dieser Anblick hat mir so eine tiefe, innere Zufriedenheit gebracht, dass der Kilimanjaro an dieser Stelle in positiver Sicht erledigt war. Wenn ich hiernach abgereist wäre, hätte sich mein Traum von Afrika trotzdem erfüllt. Einige Tage später stand ich tatsächlich auf dem Gipfel des Kilimanjaro. Eine krasse Erfahrung, aber den Moment am Meru hat es nicht toppen können.

Auf welche Art reist du am liebsten und warum?
Ich bin tatsächlich der klassische Rucksacktourist, der sich vor Ort mit jedem sich bietenden Reisemittel (außer per Anhalter) weiterbewegt. Ich mag keine Pauschalreisen und Luxushotels sondern öffentliche Transportmittel und kleine Hotels oder Privatunterkünfte. Ich möchte eine Reise erleben, auch wenn es dadurch nicht immer bequem ist. So kann ich das Land und die Leute, so gut es als Urlauber möglich ist, kennen lernen.

Welches ist das kurioseste Transportmittel, das du auf deiner Reise genutzt hast
Das hatten mein Mann und ich in Peru. Auf dem Choquequirao Trek von Cachora über Choquequirao nach Machu Picchu wurde unser Gepäck, und an einigen Stellen auch wir selbst, von Mulis „transportiert“. Choquequirao ist eine nur teilweise ausgegrabene Inkastadt, die große Ähnlichkeit zu Machu Picchu aufweist.

Wo hast du einen Kulturschock erlebt und warum?
Auch das war in Peru auf dem Choquequirao Trek. Wir übernachteten in Zelten am Haus einer jungen Familie. Die Hütte bestand aus einem einzigen Raum mit Lehmboden, auf dem das Kind saß und uns die Meerschweinchen zwischen den Füßen herumliefen. Die junge Frau wirkte verbittert.
Hier oben profitieren die Anwohner nicht so sehr vom Tourismus wie in der Nähe von Machu Picchu. Es machte uns hilflos, aus dieser Situation einfach am nächsten Tag wieder herauszugehen, und hat uns nachhaltig beschäftigt. Die Tour war 2016 und zu dem Guide haben wir heute noch Kontakt.
Was war dein unvergesslichster Moment auf Reisen und was ihn so besonders gemacht?
Als ich meine Mutter nach der Kilimanjaro Besteigung auf dem Airport in Tansania in den Arm genommen habe. Sie hat ihr Leben lang von einer Safari in Afrika geträumt und diesen Traum langsam für sich abgeschlossen gehabt. Während der Planung für den Kilimanjaro kam uns die Idee mit der gemeinsamen Safari.
Wir haben lange abgewogen ob die Kombination die richtige sei, da wir ja nicht einschätzen konnten, wie es mir am Kili gehen würde. Zu dem Zeitpunkt als sie in Deutschland abgeflogen ist, war ich auf dem Weg zum Gipfel. Sie wusste nicht, ob ich am Flughafen sein würde. Deshalb war dieser Moment, als sie das Flughafengebäude verlassen hat, sehr emotional für uns und wir hatten eine traumhafte Zeit vor uns.

Was war dein lustigstes Erlebnis mit einem Tier?
Das war eindeutig Penelope, eine gewaltige Flusspferddame. Ein leider etwas kritisch zu sehender Aspekt von Safaris ist die große Anzahl an Autos in den Nationalparks, die sich gerne vor gesichteten Tieren aufreihen. An eben so einer Autoschlange flanierte Penelope (wie wir sie spontan nannten) in einer Gemütlichkeit und Eleganz vorbei, die einen Oscar verdient hätte.

Wie fühlt sich Fernweh für dich an?
Wie Lebensinhalt, Lernen, Abenteuer, nach Hause kommen, Aufbruch, neue Welten, Gemeinsamkeit…wie mein Leben.
Was ist dein absoluter Geheimtipp? Was ist dort so besonders

Ushuaia – Feuerland! Der Ort ist klein, gar nicht besonders und irgendwie doch. Dort herrscht eine ganz eigene Stimmung. Die Mischung aus Einheimischen, Rucksacktouristen, Kreuzfahrern und Antarktisforschern macht es aus. Auch für „Nicht-Kneipengänger“ ist der Irish-Pub in einer Nebenstraße sehr zu empfehlen. Dort treffen sich die Crew-Mitglieder der Kreuzfahrtschiffe, die „wilden Jungs“ die Kap Horn umschifft haben und all die anderen, am Ende der Welt.
An welchem Ort hast du die gastfreundlichsten Menschen kennen gelernt? Was war so besonders?

Die gastfreundlichsten Menschen sind für mich die Porter am Mt. Meru in Tansania. Dort ist man einzeln oder in kleinen Gruppen unterwegs. Man ist ein Teil des Teams und die ganze Zeit mit den Trägern zusammen. Man isst an einem Tisch und sie erzählen von ihren Familien. Am Kilimanjaro ist es anders. Da ist man Teil einer Gruppe, die den Berg besteigt und die Porter tragen die Ausrüstung. Man hat kaum persönlichen Kontakt zu ihnen.
Wo fühlst du dich Zuhause und warum?

Definitiv auf Sylt! Die Insel ist für mich der schönste Ort auf der Welt und gibt mir eine tiefe innere Ruhe und Zufriedenheit. Ich habe meinen Mann dort kennen gelernt und wir dürfen da leben wo andere ihren Traumurlaub verbringen. Sylt ist ein bisschen wie auswandern im eigenen Land. Die Zeit im Lockdown war schon besonders. Wir sind gerade mal etwas mehr als 10.000 Einheimische hier auf der Insel und nirgends ist einem jemand am Strand begegnet.
Bilder: Angela Suckau, Sylt
4 Kommentare
Ein sehr toller Bericht, über Träume, das Leben und die Liebe. Fühlte mich gleich berührt, obwohl ich sehr viel dieser Orte nie gesehen habe. Aber Sylt ist auch für mich ein ganz besonderer Herzens Ort .
Vielen Dank für deinen lieben Kommentar – wir freuen uns, dass dir das Interview gefallen hat.
Super geschrieben, man fühlte sich direkt an jeden Ort versetzt und bekommt Lust dorthin zu Reisen…. 🙏🏻
Danke Andrea für dein Feedback – wir finden auch, dass einen die Beschreibungen richtig packen.
Deine E-Mail Adresse wird gemäß unserer Datenschutzrichtlinie vertraulich behandelt. Erforderliche Felder sind mit * markiert.