
Weltentdecker März: Open-end Weltreise mit Kindern
Jobs gekündigt, Haus verkauft, Kinder gepackt und ab ins Ungewisse – was für andere unvorstellbar erscheint, haben Jenni und Mark gewagt. Seit zwei Jahren ist die Familie unterwegs und in unserem Interview bekommst du einen kleinen Einblick in ihr Reiseleben. Viel Spaß beim Lesen!
Erzählt uns kurz etwas über euch!

Ich bin Jenni, 34 Jahre alt und reise seit über zwei Jahren mit meinem Mann und unseren beiden Kindern (zehn und 13 Jahre) durch die Welt. Zum Start unserer Familien-Weltreise haben wir unser Reihenhaus im Rhein-Main-Gebiet verkauft und unsere Jobs gekündigt.
Unsere Kinder unterliegen keiner Schulpflicht, da wir keinen festen Wohnsitz haben. Auf unseren Reisen lernen wir gemeinsam viel über die Länder und Kulturen, die wir besuchen, aber wir sitzen oft auch gemeinsam über den Matheheften oder üben deutsche Rechtschreibung.
Da wir zu Beginn unserer Weltreise so viele Fragen hatten – insbesondere, wie eine Langzeitreise mit ursprünglich schulpflichtigen Kindern genau funktionieren soll – haben wir uns dazu entschieden, auf unserem Blog nicht nur über tolle Reiseziele, sondern eben auch über das Travelschooling und eine Weltreise mit Kindern zu berichten.
Website: strandfamilie.de
Instagram: @strandfamilie.de
Wo habt ihr den schönsten Sonnenuntergang erlebt?

Einen besonders magischen Sonnenuntergang haben wir bei unserer einmonatigen Sri Lanka Rundreise auf dem Pidurangala Rock erlebt. Von diesem Felsplateau aus schauten wir auf den berühmten Löwenfelsen, eingebettet in einer spektakulären Landschaft.
Die glühend rote Sonne verschwand langsam hinter dem Horizont, Affen tollten um uns herum und obwohl dieser Ort von so vielen Menschen besucht wurde, herrschte eine unglaublich ruhige, andächtige und gleichzeitig so friedvoll fröhliche Stimmung – ein absolutes Highlight für uns!
Auf welche Art reist ihr am liebsten und warum?

Wir lieben eine Kombination aus verschiedenen Reisearten. Oft geben die jeweiligen Verhältnisse im Land schon ein wenig die Richtung vor. Aber Roadtrips gehören definitiv zu unseren Favoriten. Ein besonders schönes Erlebnis war unsere mehrmonatige USA-Reise im Wohnmobil.
Wir als Familie allein in den atemberaubenden Naturwundern im Südwesten der USA – umgeben von faszinierenden Felsen oder auch inmitten einer platten Wüstenlandschaft, in der einfach nichts wuchs – diese Erinnerungen werden für immer bleiben.
Wo habt ihr einen Kulturschock erlebt und warum?

Ägypten war für uns sehr herausfordernd. Wir haben selten so viel Müll gesehen, so viel Armut, so viele hart arbeitende oder im Müll wühlende Kinder. Überall wurden wir entweder angebettelt, in mehr als aufdringlicher Art in Verkaufsgespräche verwickelt oder wir hatten das Gefühl, über den Tisch gezogen zu werden.
Die Kultur-Highlights wie die Pyramiden von Gizeh oder das Tal der Könige haben uns natürlich enorm beeindruckt, dennoch haben wir es nicht geschafft, uns einigermaßen wohlzufühlen oder richtig in diesem Land anzukommen.
Was war euer unvergesslichster Moment auf Reisen und was hat ihn so besonders gemacht?

Die Fahrt im Slow-Boat über den Mekong in Laos ist unser bisheriges Weltreise-Highlight. Die Bootsfahrt war vor allem eine besondere Mischung aus faszinierenden Menschen an Bord: Da waren andere Weltreisende, Urlauber, aber auch Einheimische, die das Boot zum Transport von Lebensmitteln zu einsamen Orten nutzten.
Oder auch die laotische Familie, die mit ihrem winzigen, frisch geborenen Baby reiste, um zur nächsten medizinischen Versorgung zu gelangen. Während der über zwei Tage verteilten mehrstündigen Bootsfahrt konnten wir das Leben am Ufer des Mekong intensiv beobachten:
Frauen, die im braunen Fluss ihre Wäsche wuschen, Männer, die dort badeten, freilebende Wasserbüffel und immer wieder winkende Kinder im Sand, deren willkommene Abwechslung wir waren, die gemütlich über den Mekong schipperten.
An welchem Ort habt ihr die gastfreundlichsten Menschen kennen gelernt? Was war so besonders?
Im Inland Sri Lankas hat uns die Gastfreundschaft der Menschen besonders beeindruckt. Überall wurde uns gewunken, sehr oft wollte man Fotos mit uns machen und wir wurden in die Häuser eingeladen, damit wir uns selbst geschaffene Kunstwerke oder Fotos des Familienstammbaumes ansehen konnten.
Die Menschen waren enorm kinderfreundlich und wirkten sehr interessiert, auch wenn wir durch die sprachliche Barriere nicht immer besonders tiefgründige Gespräche führen konnten.
Wo fühlt ihr euch Zuhause und warum?
Pünktlich zum Beginn unserer Weltreise haben wir unser Reihenhaus im Rhein-Main-Gebiet verkauft. Unsere Kinder sind dort aufgewachsen, haben Laufen gelernt, es wurden Partys, Geburtstage und Einschulungen gefeiert.
Insgesamt zehn Jahre haben wir dort gelebt, dennoch fiel uns der Abschied erstaunlich leicht. Seit mittlerweile mehr als zwei Jahren haben wir kein festes Zuhause mehr, wechseln in der Regel alle paar Tage die Unterkunft, alle paar Wochen oder Monate das Land und fühlen uns in der Regel überall schnell wohl.
Unser Zuhause ist mittlerweile die Welt, unsere Heimat ist und bleibt aber Deutschland – dort wo unsere Familien und Freunde leben.
Was war die größte Herausforderung auf eurer Reise und warum?

Da wir unsere Weltreise im Februar 2020 starteten, war die Corona Pandemie natürlich unsere größte Herausforderung. Im April 2020 saßen wir im Lockdown mitten in Vietnam. Bei unserer vietnamesischen Gastfamilie erlebten wir ein großes Auf- und Ab der Gefühle.
Die Einheimischen hatten große Angst vor der Situation und auch vor uns Touristen, die als Verteiler des Virus angesehen und gebrandmarkt wurden. Menschen auf der Straße hielten sich die Nase zu oder rannten davon, sobald wir an ihnen vorbeiliefen.
Unsere Gastfamilie hortete auf einmal große Mengen Reis und Trinkwasser, verschloss das Gartentor mit einer dicken Kette und schickte uns zu Corona-Tests, deren Ergebnisse öffentlich im Ort publiziert wurden. Andererseits lebten wir eben gemeinsam mit dieser Familie und bekamen einen großartigen Einblick in das Leben vor Ort.
Unsere Kids spielten mit den einheimischen Kindern, die pandemiebedingt keine Schule hatten. Wir kochten gemeinsam, lernten Familie und Traditionen kennen und übten uns gemeinsam im stay-at-home.
Würdet ihr lieber nochmal an den schönsten Ort reisen, an dem ihr jemals ward oder einen neuen Ort entdecken?

An sich würde ich immer einen neuen Ort wählen. Die Welt ist so groß und es gibt unfassbar viel zu entdecken. Unsere Kinder (zehn und 13 Jahre) haben sich aber sehr in Island verliebt. Insgesamt haben wir dort nun schon bei zwei Besuchen insgesamt vier Monate verbracht.
Sie mögen es, sich dort ohne lauten Straßenverkehr frei bewegen zu können, in natürlichen heißen Quellen zu baden, die Abende im HotTub (heiße Badewanne) auf der Terrasse mit Blick auf unzählige Sternschnuppen und sogar Nordlichter erleben zu dürfen.
Mittlerweile waren wir schon mehrmals an den bekannten Sehenswürdigkeiten wie dem Diamond Beach, dem sehr zuverlässigen Geysir oder den atemberaubenden Gletscherlagunen. Auch wenn wir diese besondere Insel mittlerweile gefühlt in und auswendig kennen, ist das Erlebnis jedes Mal neu und besonders. Für unsere Kinder ist Island definitiv ein Herzensort, den sie immer wieder bereisen möchten.
Wie bewahrt ihr Erinnerungen an eure Reise?
Ich schreibe meist vor Ort die Reiseberichte zur jeweiligen Stadt oder dem Land, in dem wir gerade zu Gast sein dürfen. Während die Kinder morgens noch schlafen, sitze ich gemütlich mit einem Kaffee auf dem Balkon und fasse all unsere Erlebnisse und Empfehlungen zusammen.
Für mich ist dies die ideale Art und Weise, um meine Gedanken zu ordnen und das Erlebte zu verarbeiten. Denn, was wir immer wieder auf unserer Langzeitreise merken: Reisen wir zu schnell, sind wir irgendwann ausgelaugt. Für uns sind Pausen, um diese Reise und Erfahrungen zu verarbeiten, sehr wichtig.
Daher legen wir immer mal wieder Reisepausen ein, an denen wir einfach nur stundenlang auf das Meer schauen oder am Pool liegen.
2 Kommentare
Mega klasse. Sowas inspiriert mich 🙂 Auf dem Pidurangala Rock hatte ich auch einen meiner schönsten Sonnenuntergänge…
Hi Diana,
Danke für deinen netten Kommentar! Ja wirklich spannend, wie die vier das machen 🥰 Sri Lanka dürfen wir auch bald erkunden, wir freuen uns schon sehr.
Viele Grüße, Caro
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