
Weltentdeckerin des Monats September: Annika und das Leben bei Nomaden in der Mongolei
Leser stellen sich vor: Annika, unsere Weltentdeckerin des Monats September
Annika ist Abenteurerin, Bergliebhaberin und weltverliebt. Seit jeher beschäftigt sie eine starke Sehnsucht nach einem intensiven Leben. Dabei bedeuten Berge und Reisen für sie pure Freiheit und Glück. Auf ihrem Blog Sheep Cuddling schreibt sie über ihre Abenteuer in aller Welt.
Über das Projekt „Weltentdecker/in des Monats“
Wir haben mit dir und unseren vielen anderen Lesern ja mittlerweile eine echt tolle und riesige Community. Du kennst uns ja mittlerweile schon ziemlich gut. Aber wir kennen dich ja gar nicht!
Und da wir finden, dass wir das ganz dringend ändern müssen, haben wir die Kategorie „Weltentdecker/in des Monats“ eingeführt. In einem Interview stellen wir dir heute unsere Weltentdeckerin des Monats September vor.
1. Wann hast du gemerkt, dass du definitiv mit dem Travelbug infiziert bist? Gab es dafür einen ausschlaggebenden Moment?
In meinem Auslandssemester in Neuseeland kam ich das erste Mal mit der großen weiten Welt in Berührung. Meine erste große Reise und das gleich ans andere Ende der Welt. Obwohl das zuerst hart war, habe ich das Leben in den weiteren Monaten immer mehr genossen.
Neuseeland ist natürlich auch ein idealer Ort um mit dem Travelbug infiziert zu werden. An jeder Ecke lauern Abenteuer und atemberaubende Landschaften! Ich weiß noch wie ich an einem weitläufigen einsamen Strand stand und dachte, dass ich einfach tun kann was ich will und dass das eine Freiheit ist, die ich nie wieder missen möchte. Seit dem hält es mich nie lange in Deutschland und ich begebe mich immer wieder auf Reisen und in die Berge.
2. Was war deine längste oder weiteste Reise?
2015/2016 war ich auf Weltreise bei der wir ein Jahr lang von Russland bis nach Südamerika unterwegs waren. Dabei fuhren wir Transsibirische Eisenbahn bis in die Mongolei, erkundeten den Himalaya in Nepal, lernten tauchen in Malaysia und surfen in Indonesien bevor es nach Australien und Neuseeland ging.
Nach einem Sprung über den großen Ozean erkundeten wir dann Argentinien, die Antarktis zusammen mit vielen watscheligen Pinguinen, Chile, Bolivien, Peru und als Highlight zum Abschluss die Galapagos-Inseln in Ecuador.
3. Was war dein lustigstes, verrücktestes oder außergewöhnlichstes Reiseerlebnis?
In der Mongolei lebten wir zwei Wochen zusammen mit Nomaden in ihrer Jurte. Dieses Erlebnis wird mir noch lange als eines der außergewöhnlichsten in Erinnerung bleiben.
Das Leben der mongolischen Nomaden ist ein ganz anderes als wir es kennen. Es geht um die Natur, um die Familie und die Tiere. Der gesamte Tagesrhythmus wird durch die Tiere bestimmt. Wir melken Yaks, treiben die Tiere zusammen, helfen beim Schlachten und Kochen, reiten, lernen wie man aus Milch Wodka macht. Es ist kein touristisch aufbereiteter Besuch. Keiner aus der Familie bei der wir leben spricht Englisch und es gibt auch kein Programm. Wir können selbst entscheiden inwiefern wie uns in ihr Leben einbringen wollen.
Wir werden sofort in die Familie aufgenommen und schnell haben wir ein Baby zur Betreuung in der Hand. Sobald wir es eine Sekunde aus den Augen lassen, hat dieses bereits ein großes Messer in der Hand. In der Jurte liegt eben alles frei herum. Das Fleisch lagert unter unseren Betten, zahlreiche Milchkrüge gären zu Joghurt und Butter.
Aber es gibt auch Regeln: Die Tür einer Jurte zeigt immer nach Süden. Auf deren Türschwelle darf auf keinen Fall getreten werden. Innerhalb der Jurte sitzen die Gäste traditionsgemäß auf der Westseite, die Älteren im Norden. Im Norden befindet sich auch eine Art Familienaltar, wo heilige Besitztümer und auch Fotos aufbewahrt werden. In der Mitte der Jurte befindet sich der Ofen, der für Wärme sorgt und als Herd fungiert. Das Feuer im Ofen ist heilig und kein Müll darf hier drin verbrannt werden. Der Schornstein vom Ofen führt oben durch das Dach nach draußen. Manche Jurten haben in der Mitte auch einen kleinen Tisch mit kleinen Stühlchen. An den Wänden stehen die Betten, meistens zwei bis drei. Zwischendurch hängen Kochutensilien, Kinderspielzeug oder einfach Hammelfetzen. An den Wänden sind Wandvorhänge und bunte Teppiche zur Dekoration angebracht.
Die Mongolen haben Camping zu einem Lebensstil gemacht. Er wurde einfach aus der Notwendigkeit geboren, das Vieh von einem grünen Grasplatz zum anderen zu treiben. Aber auch heute noch hat dieser Lebensstil Bestand. Viele Mongolen gehen zwar in die Stadt, einige haben sich aber auch bewusst dafür entschieden, mit ihren Tieren auf dem Land zu bleiben um ihre Freiheit und Unabhängig nicht aufgeben zu müssen.
Das Wichtigste sind Jurte und Vieh. Die Jurte kann schnell transportiert werden und die Tiere geben alle Notwendigkeiten von Essen, Milch, Transport und Energie (in Form ihres Dungs). Mongolen fühlen sich ihren Tieren so zugehörig wie einige Westler ihrem Auto. Um sich selbst versorgen zu können, braucht eine Familie etwa 300 Tiere, auch wenn reichere Familien mehr als das haben.
An unserem letzten Tag gibt es ein großes Gelage. Im Ofen wird Feuer mit Steinen gemacht, die für ein typisches mongolisches Barbecue verwendet werden. Eine große Schüssel Hammelfleisch steht bereit, dazu unverhältnismäßige Mengen an Beilagen: 2 Möhren, 4 Kartoffeln. Ein großer Wok kommt auf den Ofen, darin Wasser. Zwiebeln und Fleisch wird dazugelegt und nach und nach die heißen Steine aus dem Ofen. Sie sorgen dafür, dass das Fleisch sowohl gekocht als auch gegrillt wird. Dazu kommen die paar Kartoffeln und Möhren, Deckel drauf und 30 Minuten köcheln lassen.
Der Hausherr trinkt schon fleißig selbst gemachten Wodka, der allerdings nur etwa 10% hat. Es wird dann aber schnell zu richtigem Wodka übergegangen an dem jeder zumindest nippen muss. Als das Essen fertig ist, versammeln sich alle Männer, die inzwischen zu Besuch sind, in unserer Jurte und schmausen schmatzend das Hammelfleisch von den Knochen. Dann kommen die Frauen und Kinder dazu.
Es gibt eine gewisse Hierarchie: Die Männer sitzen am nächsten am Essen und reichen ihren dahinter sitzenden Frauen Fleisch und Wodka. Dann erst kommen die Kinder dran, die ab und an kleine Stücke Fleisch gereicht bekommen. Unser Gastvater muss zwischendurch seine Yaks und Schafe zusammentreiben. Als er dazu kommt, gibt es kein Halten im Wodka-Fluss mehr. Eine Flasche nach der anderen zaubert er hervor.
Der Abend endet damit, dass mein Partner Alex unbewusst seine Stirnlampe verschenkt, mit ihm auf Bruderschaft trinkt und am Ende vom Stuhl fällt. Dem Hausherren geht es allerdings auch nicht viel besser, steht aber am nächsten Morgen schon wieder fit wie ein Turnschuh mit einem Wodkaglas in der Hand in der Tür.
4. Was muss auf all deinen Reise immer dabei sein?
Mein plüschiges Knutschekrokodil und viele Elektrolyte dürfen nie fehlen.
5. Reist du mit Koffer oder Backpack?
Rucksack, immer. Ich besitze nicht mal einen Koffer.
6. Was ist dein größter Reisetraum?
Ich muss sagen, dass ich mir echt schon viele Träume erfüllt habe, aber ständig noch mehr Träume entwickle und erfülle. Im Oktober werde ich den Kilimanjaro besteigen und eine Safari machen. Darauf freue ich mich schon sehr.
Ansonsten würde ich sehr gerne einmal komplett durch Neuseeland laufen (Te Araroa Trail). Außerdem fehlt mir nur noch einer der sieben Kontinente: Nordamerika. Ich möchte unbedingt mal den Yellowstone Nationalpark und Grand Canyon sehen.
Jetzt bist du an der Reihe – werde Weltentdecker und erzähl‘ uns deine Geschichte!
Wie? Das geht ganz einfach: Schick uns einfach eine Email an mail@wetraveltheworld.de. Schreib‘ uns in der Mail bitte deinen vollständigen Namen, dein Alter, Interessen und in einem Satz was dein außergewöhnlichstes Reiseerlebnis war. Ganz egal ob auf Balkonien oder im Amazonas. Vielleicht bist du dann beim nächsten Mal schon mit dabei!
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Fotos: Titelbild groß – Shutterstock, sonstige Bilder: Annika Ananias
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