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Weltentdeckerin Andrea: Das Privileg, alleine zu reisen
Für Andrea ist es ein besonderes Privileg alleine reisen zu können. Es passieren viele unvorhergesehene Momente, Begegnungen, Gespräche und es entstehen neue Freundschaften.
Erzähle uns kurz etwas über dich

Ich bin 57 Jahre alt, studiert habe ich Grafik-Desgin, freie Malerei und Kunstgeschichte … ich arbeite in einer Werbeagentur als Grafik-Designerin. Meine Hobbies sind Malen, Kunst, fotografieren und natürlich Reisen.
Zum Reisen bin ich als ganz junger Mensch (14) gekommen, durch einen Schüleraustausch mit Spanien/Valencia. Meine Schule hat jedes Jahr Gastfamilien gesucht und ich fand das sehr spannend und meine Familie hat Gäste aufgenommen. Es war so großartige andere Menschen, Sitten und Gebräuche kennenzulernen. Das hat mich sehr geprägt.
Meine erste große Reise ging dann auch nach Valencia. Diese Verbindungen/Freundschaften bestehen immer noch und das seit über 40 Jahren.
Instagram: @andrea_krz
Wo hast du den schönsten Sonnenuntergang erlebt?

Im Oman am Strand von Al Qurum (Maskat) und in Neuseeland.
Auf welche Art reist du am liebsten und warum?
Am liebsten reise ich mit dem Flugzeug an, ich liebe fliegen, Flughäfen und das man schnell an sein Traumziel kommt. Am Ziel selber, nutze ich gerne öffentliche Verkehrsmittel oder lasse mich zu Fuß treiben.
Welches ist das kurioseste Transportmittel, das du auf deiner Reise genutzt hast?
Eine Louages (Minibus) in Tunesien. Jeder nutzt diesen Bus mit Kind und Kegel, Huhn und Hausstand. Der Bus fährt erst, wenn wirklich alle Plätze belegt sind und es keinen Platz egal ob auf dem Dach oder Kofferraum mehr gibt. Er hält an jeder „Milchkanne“ und man hofft lebend ans Ziel zu kommen
Wo hast du einen Kulturschock erlebt und warum?

In Indien! Kühe sind heilig und arme Menschen liegen auf der Straße. Es kümmert niemanden. Ist man im niedrigsten Kastensystem geboren, hat man keine Chance sein Leben zu ändern. Jeder ist ein Leben lang an seine Kaste gebunden. Zwar darf man nicht diskriminiert werden, aber die Realität sieht leider ganz anders aus. Sonst ist Indien wunderschön.
Was war dein unvergesslichster Moment auf Reisen und was hat ihn so besonders gemacht?

Ich habe eine Woche auf einem Hausboot in Srinagar/Kaschmir auf dem Dal Lake verbracht. Das war unglaublich einfach, aber dafür sehr schön. Die Ruhe auf dem Wasser. Die Boote sind wunderschön verziert, man kann die Seele baumeln lassen und die schöne Umgebung genießen.
Von der Veranda hat man eine tolle Aussicht. Während der Raj Periode haben die Maharadschas von Kaschmir den Briten nicht erlaubt Land zu besitzen. Daraufhin haben die Briten sich Hausboote auf dem See gebaut.
Ich habe die Zeit dort mit einem indischen Freund verbracht und wir hatten viel Zeit über Indien und sein Leben dort zu sprechen. Das war ein unglaubliches Erlebnis.
Was sind deine Top 3 ultimativen Reisegadgets und warum?
Powerbank – ohne mein iphone geht es nicht, kleine Taschenhaarbürste – bei meinen langen Haaren, die sowieso immer zerzaust sind, ein muss! Insektenschutzmittel – schon als Kind hatte ich immer alle Mücken bei mir. Ich hatte auch mal ein Armband gegen Mücken, das allerdings nicht so erfolgreich die Mücken abgehalten hat.
Wie fühlt sich Fernweh für dich an?
Ich würde mein Fernweh wie Herzschmerz beschreiben, reisen ist wie lieben. Ich reise, wenn möglich dreimal im Jahr an Orte, die ich noch nie gesehen habe und 2 x an Lieblingsplätze zurück. Es fühlt sich einfach immer gut an, gewohnte Orte wieder zu besuchen. Man entdeckt immer neues und kehrt zu „alten“ liebgewonnenen Dingen zurück wie z.B. Ein frisch gepresster O-Saft und ein Crepe in Port El Kantaoui (Tunesien).
Was ist dein absoluter Geheimtipp? Was ist dort so besonders?

Mein Geheimtipp ist der Oman. Ein Land das sich seine Traditionen bewahrt hat, aber sich trotzdem dem Tourismus öffnet. Jedoch nicht um jeden Preis. Es ist ursprünglich und man kann in eine fremde Welt eintauchen. Ich liebe die Menschen, die Souks (Märkte) Khasab ist eine Stadt auf der Halbinsel Musandam im Norden vom Oman.
Von Dubai ca. 80 km entfernt. Hier kann man auf den alten Holzbooten (Dhows) Delfine beobachten und die Küste entlang fahren (Straße von Hormus) Das besondere aber am Oman waren für mich immer die Menschen. Freundlich, hilfsbereit, gastfreundlich und sie lieben ihr Land.
An welchem Ort hast du die gastfreundlichsten Menschen kennen gelernt? Was war so besonders?
Auch im Oman – ich wurde in die Familie von einem Taxifahrer (ich fahre immer mit demselben) eingeladen. Aber auch auf den Komoren in der Hauptstadt Moroni wurde ich in eine Familie eingeladen (weil wir ein Handgepäck für die Familie mit ins Flugzeug genommen haben) Ich weiß, man soll kein fremdes Gepäck mitnehmen. Die Familie hatte viele Kinder und noch mehr Koffer und wir nur ein Handgepäck. Sie waren so dankbar und haben uns zum Essen in ein wunderschönes Haus in der Medina von Moroni eingeladen.
Was hast du auf deiner Reise über dich selbst gelernt?
Das es ein besonders Privileg ist alleine zu reisen, alleine zurecht zu kommen und einfach alleine Zeit zu verbringen. Ich weiß, dass es wenig Menschen gibt, die alleine sein können oder wollen. Es ist schön, seine Erlebnisse auf Reisen zu teilen, aber alleine passieren einem unglaubliche Dinge. Man kommt schneller ins Gespräch oder in Kontakt mit anderen. Es macht einer aufgeschlossener und man schaut die Welt mit anderen Augen an.
Was bedeutet Reisen für dich?
Leben und lernen von anderen Kulturen, Respekt für jede Lebensform, keine Vorurteile mehr zu haben. Leben und Leben lassen.
Wo fühlst du dich Zuhause und warum?
Zuhause fühle ich mich am Meer, da bin ich aufgewachsen (Ostsee) und egal wo, Strand und Wasser fühlen sich nach zuhause an.
Worauf freust du dich, wenn du von einer Reise zurück kehrst?
Auf meine Tochter, meine Familie und Schwarzbrot!
Welche Tradition hat dich beeindruckt?
Die Tradition der Maori hat mich sehr beeindruckt.
Was ist das kurioseste, das du auf deiner Reise gegessen hast? Hat es geschmeckt?
Ich bin sehr sehr krütsch (norddeutsch – wählerisch) was das Essen betrifft. Ich essen kein Fisch, wenig Fleisch und probiere nie Dinge aus, die ich nicht kenne.
Welche Spezialität sollte man probiert haben? Was macht es so besonders?

Bambalouni sind eine typisch tunesische Leckerei – die in Zucker gewendeten Hefeteigringe sind super zum Kaffee am Nachmittag! Man wird wirklich süchtig nach den Hefeteigringen.
Was würdest du gern an der Welt ändern?
Das wir jede Kultur so annehmen wie sie ist und nicht alles verändern wollen. Schön wäre es, wenn die Welt gerechter wäre.
Was ist das beste Postkartenmotiv?

Taj Mahl in Agra – Indien
Was war dein emotionalster Moment auf Reisen? Warum?

Ich habe meine Tochter in Neuseeland besucht (sie hat in Australien/Neuseeland ein Work and Traveljahr gemacht) Wir haben uns ein Sleeping Car gemietet und sind dann von der Nordküste zur Südküste gefahren. Überall wo es uns gefallen hat, haben wir es uns gemütlich gemacht. Die Nächte im Auto waren voller unglaublicher Gespräche oder einfach nur Stille und Zweisamkeit. Für mich als Mutter sehr emotional, dass ich meine Tochter Talea begleiten durfte.
Würdest du lieber nochmal an den schönsten Ort reisen, an dem du jemals warst oder einen neuen Ort entdecken?
Beides! Ich würde gerne nochmal einige Orte besuchen wie z. B. Dominikanische Republik, weil ich dort in den 90er mit meiner Schwester war. Wie sieht es heute da aus? Was hat sich geändert. Neue Orte gehören auf jeden Fall jedes Jahr dazu. Vielleicht schaffe ich es in meinem Leben, in jedem Land einmal gewesen zu sein.
Wie bewahrst du Erinnerungen an deine Reise?
Ich hebe eigentlich alles auf, Flugtickets, Fahrkarten, Eintrittskarten, dazu fotografiere ich ständig. Sand nehme ich auch fast immer mit und fülle es zuhause in kleine Gläser. Zuhause habe ich unzählige Schuhkartons mit schönen Erinnerungen.
Welches Alltagsritual nimmst du mit auf deine Reisen?
Keins – neue Reise, alles auf Anfang.
WERDE AUCH WELTENTDECKER*IN DES MONATS!
Wie? Das geht ganz einfach: Schick uns einfach eine E-Mail an mail@wetraveltheworld.de. Schreib‘ uns in der Mail bitte deinen vollständigen Namen, dein Alter, Interessen und in einem Satz was dein außergewöhnlichstes Reiseerlebnis war. Ganz egal ob auf Balkonien oder im Amazonas. Vielleicht bist du dann beim nächsten Mal schon mit dabei! Hier findest du alle Weltentdeckerterviews.
4 Kommentare
Liebe Andrea
Danke das du deine tollen Erinnerungen mit uns teilst es ist sehr beeindruckend was du alles erlebt hast und ich denke dies ist nur ein kleiner Einblick ich wünsche dir das du noch viele Länder bereisen kannst und das sich irgendwann unsere Wege mal wieder kreuzen
Vielen Dank liebe Doris <3 Ich hoffe, unsere Wege kreuzen sich irgendwann wieder.
💕 Ich kenne Andrea aus Porte el Kantaoui und habe mit ihr unzählige frisch gepresste Orangensäfte getrunken, daran erinnern wir uns beide sehr gerne zurück.
Uns verbindet, dass wir auch wenn wir nicht jede Woche telefonieren, eine innige Freundschaft für dich ich sehr dankbar bin. Ich würde gerne noch mal mit Andrea nach Tunesien und/oder auch ein neues Reiseziel entdecken. Ich musste erst lernen, dass allein reisen toll ist und ich überhaupt nicht komisch angesehen werden, aber ich habe es geschafft und bin zur Zeit alleine auf Ischia.
Ich wünsche Andrea von Herzen alles Gute, viele tolle Reisen und Erlebnisse. Ich freue mich auf unser Wiedersehen 🥰
Liebe Petra, danke für deine Freundschaft, die schon über 20 Jahre besteht. Ohne die Liebe zum Reisen, hätten wir uns wahrscheinlich nie getroffen. Und ein Land wird uns immer verbinden. Bis bald ganz liebe Grüße Andrea
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